WINNETOU 3. TEIL
ORIGINAL FILM STORY UND FILM BILDER
»Fast ohne Grenzen, weit und fruchtbar sind die Jagdgründe der Mescalero-Apatschen, die ihrem großen Häuptling Winnetou unwandelbar treu ergeben sind. Ihm war bestimmt, in jener Zeit zu leben, als der nach dem amerikanischen Bürgerkrieg einsetzende Aufschwung eine Legion von Einwanderern über das »Große Wasser« lockte. Immer lauter ertönt der Ruf nach immer größeren Siedlungsgebieten im Westen. Die ehrlichen Versuche der führenden Männer den Frieden zu bewahren, scheitern an der allzu schnellen Entwicklung der Dinge, an menschlichem Unvermögen, an Selbstsucht und Verrat. Von Monat zu Monat verringert sich der Lebensraum der Indianer. Ihnen droht Not und Untergang. Häuptling Winnetou erkennt das nahende Unheil. Unermüdlich versucht er es von den roten Völkern abzuwenden.«
INHALT
INFO
FILM-STORY
FILM-PLAKATE/ POSTER
REFERENZ
INFO
WINNETOU 3. TEIL
Bilder aus dem Ultrascope-Farbfilm nach dem gleichnamigen Roman von Karl May
Produktion: Rialto-Film Preben Philipsen/Jadran-Film
Regie: Dr. Harald Reinl
Gesamtleitung: Horst Wendlandt
Personen und ihre Darsteller:
Old Shatterhand: . . Lex Barker
Winnetou: . . . . . . . Pierre Brice
Rollins: . . . . . . . . . Rik Battaglia
Sam Hawkens: . . . . Ralf Wolter
Gouverneur: . . . . . Carl Lange
Ann: . . . . . . . . . . . Sophie Hardy
Verleih: Constantin-Film
Einleitung
Zu der Zeit, da sich unsere Geschichte abspielt, zogen immer mehr Menschen nach dem Westen, um sich dort anzusiedeln und ein neues Leben aufzubauen. In Roswell kamen sie alle zusammen. Dort mußten sie oft lange warten, bis ihnen ihr
Land zugeteilt wurde, denn der «Weiße Vater», wie die Indianer den Präsidenten nannten, war darauf bedacht, den
Indianern genügend Lebensraum zu lassen. Aber geldgierige Menschen verstanden es, aus der Ungeduld der Siedler ein
Geschäft zu machen. Sie versprachen ihnen gegen einen bestimmten Betrag das Land der Jicarillos und der Apatschen.
Den Häuptling der Jicarillos, Weißer Büffel, hatten sie trunksüchtig gemacht und hetzten ihn gegen die Apatschen
auf. Sie lieferten ihm auch Waffen. Nach ihrem Plan sollten die beiden Indianerstämme miteinander in Krieg geraten und
sich gegenseitig ausrotten. Das Land wollten sie dann den Siedlern verkaufen und die Ölquellen auf dem Gebiet der
Apatschen sollten ihnen Reichtum bringen. Der reiche, vornehme Vermeulen in Santa Fé hatte diesen Plan ausgedacht
und zu seiner Ausführung viele Helfer gedungen, die alle gewissenlose Banditen waren. Der Anführer dieser Banditen
hieß Rollins. Er hatte in Roswell mit den Siedlern zu verhandeln und Unfrieden zwischen den Indianern zu stiften.
Viel Unheil wurde dadurch angerichtet und dem Volk der Indianer großer Schaden zugefügt. Winnetou, der edle Häuptling
der Apatschen, versuchte immer wieder, die lndianer untereinander zu einigen und mit den Weißen in Frieden zu leben.
Winnetou ritt auf seinem schwarzen Rapphengst Iltschi den Hügel vor seinem Dorf hinauf. Von der andern Seite kamen
ihm drei Häuptlinge benachbarter Stämme entgegen. Winnetou begrüßte sie feierlich, und gemeinsam ritten sie ins
Pueblo hinunter. Winnetou wollte mit ihnen die Pfeife der Beratung rauchen und sie für Einigkeit und Frieden gewinnen.
Gemeinsam traten sie danach vor das Dorf hinaus und blickten stolz über das weit vor ihnen hingebreitete Land. Ernst
sprach Winnetou: «Winnetous Herz ist froh, daß der Friede zwischen den roten Völkern und dem Weißen Vater besiegelt
ist. Doch es ist nicht frei von Sorge. Nicht alle Menschen sind bereit, sich dem Gesetz zu beugen.» in dem Moment
bemerkte Winnetou weit draußen in der Prärie eine Staubwolke, die sich rasch näherte. Bald erkannte er einen Trupp
weißer Reiter, angeführt von Jicarillo-Indianern. Nichts Gutes ahnend verabschiedete er sich von den drei Häuptlingen und kehrte ins Dorf zurück. Er befahl seinen Kriegern, sich zum Kampf zu rüsten. Bald führte er sie in schnellem Ritt den Abhang hinunter, um die Reiter noch unten im Tal abzufangen. Mit lautem Geschrei machten die Krieger die Feinde auf sich aufmerksam. Sofort schossen die Banditen auf die Apatschen, es gab Verwundete und Tote. Die übrigen Indianer rissen mit
ihren Lassos mehrere weiße Banditen aus dem Sattel, nahmen sie gefangen und fesselten sie. Dann wurden sie ins Pueblo
vor Winnetou und die Unterhäuptlinge geführt. Alle waren üble Gesellen, nur der jüngste machte eigentlich einen
ehrlichen Eindruck. Winnetou sprach ernst zu ihnen: «Ihr solltet Euch schämen, unsere roten Brüder gegen uns aufzuhetzen
und Zwietracht zu säen.» Der Anführer der Weißen, Brown, maulte mit frechen Worten. Doch der jüngste sprach traurig:
«Ich schäme mich.» Der Anführer schrie ihn an: «Maul halten!» Und zu Winnetou: «Wir verlangen sofort unsere Pferde und
Waffen zurück. Hier wird sowieso bald alles anders!» Da gab Winnetou den Kriegern einen Wink. Sofort warfen diese die
Weißen zu Boden und rissen die Messer hoch. Da befahl Winnetou: «Befreit sie!» Überrascht schauten die Häuptlinge
Winnetou an, und die Krieger zögerten. Aber Winnetou wiederholte: «Befreit sie!» Da schnitten die Krieger die
Fesseln durch und richteten die Gefangenen heftig auf. Winnetou sprach zu ihnen: «Geht dorthin zurück, woher ihr
gekommen seid. Zusammen erhaltet ihr nur ein Messer. Wir tun euch nichts, wir halten den Frieden. Waffen und Pferde
behalten wir zum Beweis gegen euch. Geht!» Sofort eilten die Gefangenen weg. Den jüngsten hielt Winnetou zurück
und gab ihm Pferd und Waffen wieder: Zum Abschied warnte er ihn vor der Mordgier seiner Kumpanen.
Als der junge Mann verschwunden war, bestieg Winnetou seinen Iltschi und ritt davon. Er wollte den Gräbern seines
Vaters Intschu-tschuna und seiner Schwester Nscho-tschi einen Besuch abstatten. Zu Fuß stieg er die obersten Felshalden
hinan und näherte sich den Grabpyramiden. Dort stand in Gedanken versunken ein Mann in hellem Lederwams.
Winnetou erkannte sofort seinen weißen Bruder Old Shatterhand. Leise trat er neben ihn. Lange standen sie unbeweglich
nebeneinander. Schließlich sagte der Apatsche: «Winnetou hat beschlossen, nach Santa Fé zu reiten. Ein Bleichgesicht
sagte ihm heute, bald werde alles anders bei den Apatschen. Winnetou hat den Schwur des Friedens immer gehalten. Er
muß nun wissen, ob der Weiße Vater ihn auch halten will. Es ist das erstemal, daß Winnetou eine Stadt der Weißen betritt, er ist froh, daß sein Bruder bei ihm sein wird.» Darauf wandte er sich zum Gehen, und Old Shatterhand folgte ihm. Zusammen stiegen sie durch die Felsen talwärts.
Auf dem Weg nach Santa Fé fanden sis die Leiche des jungen Mannes, über der schon die Raben kreisten. Traurig
sagte Winnetou: «Er glaubte an das Gute, darum töteten sie ihn.» Sie konnten sich nicht lange bei dem Toten aufhalten.
Schneller noch ritten sie jetzt in der Richtung nach Santa Fé. In der Stadt angekommen suchten sie sofort den Gouverneur, den Stellvertreter des Weißen Vaters, auf. Der Gouverneur versprach Winnetou: «Solange Ihr da seid, stehe ich fest zu meinem Wort. Ihr und Mister Shatterhand könnt von mir jede Hilfe erhalten, die ihr nur braucht.» Als das Gespräch auf den Jicarillo-Häuptling Weißer Büffel kam, horchte der Sekretär auf. Der Gouverneur gab zu verstehen, daß er genau von der Bande wisse, die dem Weißen Büffel regelmäßig Schnaps und jetzt sogar auch Waffen schicke. Er wisse auch, daß die gleiche Bande den Siedlern in Roswell Land verspreche und Geld dafür nehme. Leider wisse er den Namen des Anführers noch nicht. Hier ging der Sekretär lautlos hinaus, ließ seinen Vertrauten Scotter holen und schickte diesen mit einer Botschaft zu Vermeulen. Als er wieder ins Zimmer trat, hörte er
gerade, wie der Gouverneur zu Winnetou sagte: «Der Weiße Vater ist einverstanden, das Gebiet des Weißen Büffels zu
vergrößern.» Dem Sekretär befahl er: «Fertigt sofort die nötigen Papiere aus, Winnetou und Old Shatterhand werden
sie dem Weißen Büffel überbringen. Sie reiten noch heute.» Als die Papiere übergeben waren, schüttelten die drei Männer
einander herzlich die Hände.
In dem großen Saal von Vermeulens prächtigem Haus stand der Bandenführer Brown vor Vermeulen und schrie: «Ich will
mehr Geld, alles!» Aber Vermeulen schüttelte den Kopf: «Ihr habt nichts verdient. Ihr hättet Winnetou dazu bringen sollen, zu kämpfen. Kämpfen soll er und sein Land verlieren, damit wir es nehmen können und Geld und Öl erhalten.» Brown
maulte: «Winnetou kämpft nicht. Ich will mein Geld!» Jetzt machte Vermeulen zwei Männern ein Zeichen. Sogleich stürzten
sich diese auf Brown und schlugen ihm den Schädel ein. «Gut», sagte Vermeulen, «sorgt dafür, daß es wie ein Unfall
aussieht.» In diesem Moment klopfte es und Scotter trat ein. Hastig ging er auf Vermeulen zu und berichtete, was Winnetou und Old Shatterhand dem Weißen Büffel für eine Nachricht zu überbringen hätten. Jetzt wandte sich Vermeulen an
Gomez: «Ihr kennt doch den Steinbruch, an dem die beiden vorüber müssen. Sorgt dafür, daß dort im richtigen Moment
eine Sprengung losgeht. Solange Winnetou lebt, können wir unsere Pläne nicht verwirklichen.»
Es war Nacht, als sich Winnetou und Old Shatterhand dem Steinbruch näherten. Oben in den Felsen saß Gomez mit
einigen Gehilfen und steckte, als er die beiden herangaloppieren sah, ein paar Zündschnüre in Brand. Langsam fraßen
sich die Feuerpünktchen an den Zündschnüren hinauf. Winnetou und Old Shatterhand waren jetzt am Fuß der Steilwand.
Plötzlich bäumte sich Iltschi auf und stand still. Im selben Moment hielt auch Hatatitla an. Die Reiter horchten. Winnetou hörte das Zeichen der Funken an den Zündschnüren. Er rief: «Zurück!» und riß Iltschi herum. Old Shatterhand folgte. Da schoß oben in der Felswand eine Feuerlohe zum Himmel. Der Fels barst donnernd auseinander und stürzte in riesigen Staubwolken zu Tale. Als sich der Staub gelegt hatte, kroch Gomez hervor und spähte hinunter. Im Mondlicht sah er die leblosen Körper von Winnetou und Old Shatterhand neben ihren toten Pferden liegen. Bösartig grinsend erhob er sich, und die Banditen eilten fort. Bald ertönten rasche Hufschläge. Da öffnete Winnetou die Augen und flüsterte: «Wir haben sie überlistet. Folge ihrer Spur, sie wird dich zum Anstifter dieses Mordanschlages führen. Ich reite weiter zum Weißen Büffel.» Die beiden «Toten» standen auf, schnalzten mit der Zunge, und sofort sprangen auch die «toten» Pferde auf.
Gomez eilte im gestreckten Galopp zu Vermeulen, um ihm von dem gelungenen Mordanschlag zu berichten. Gerade als
er in Vermeulens Saal verschwunden war, sprang Old Shatterhand vor dem Portal aus dem Sattel. Er hörte Stimmen, ein
Fest schien im Gange zu sein. Ohne anzuklopfen öffnete er die Saaltüre, trat ein und musterte stumm alle Gäste. Bald
entdeckte er Gomez staubige Stiefel und sprach zu ihm: «Ich weiß, wo ihr wart, genau dort, wo ich auch war - im Steinbruch. Nur konntet ihr nicht sehen, daß Winnetou und ich uns erst nach der Explosion zwischen die Steintrümmer
legten.» Bei diesen Worten wurde es still im Saal. Da gab
Vermeulen seinen Schlägern einen Wink. Doch Old Shatterhand war schneller als sie. Er stieß sie zur Seite und ging
ruhig hinaus. Als sich die Tür wieder geschlossen hatte, brüllte Vermeulen Gomez an: «Ihr dreimalvernagelter Idiot! -
Winnetou ist natürlich weiter zum Weißen Büffel geritten. Jetzt muß Rollins helfen. Schickt ihm ein Telegramm!»
Auf dem Marktplatz von Roswell herrschte ein großes Gedränge und ein lärmiges Treiben. Sam Hawkens, ein alter
Freund Winnetous und Old Shatterhands, war gekommen, um sich ein wenig umzusehen. Er hatte sich mit dem Mädchen
Ann angefreundet und auch die Bekanntschaft von Kid, einem Unterführer von Rollins, gemacht. Bei den Schießbuden lernte
er auch noch Rollins selber kennen, der mit seinen Schießkünsten groß tat. Doch Sam Hawkens zeigte ihm, wie genau
ein richtiger Schütze trifft. Da sagte Rollins zu ihm: «Arbeitet mit uns, einen Schützen wie Euch können wir brauchen.»
Sam Hawkens nahm das Angebot an. Er wollte in Rollins Nähe sein, um ihn beobachten zu können. Rollins wurde nun
auf das Telegrafenamt gerufen, um ein Telegramm entgegenzunehmen. Auf dem Marktplatz trat ihm ein neu angekommener Händler in den Weg und pries ihm Feuerwerkskörper an. Rollins warf ihm Geld hin, um ihn loszuwerden, und bald
erstrahlte das nächtliche Roswell im vielfarbigen Glanz des Feuerwerks. Unterdessen las Rollins sein Telegramm. Nachdenklich sagte er nur: «Winnetou». Dann nickte er entschlossen.
Am nächsten Morgen ritt Rollins mit seiner ganzen Bande los, um Winnetou den Weg abzuschneiden und ihn zu überlisten.
Er besprach mit Kid seinen Plan: «Am Schwarzen Riß spannen wir ihm einen Draht über den Weg. Doch diese Rothaut
hat fünf Leben wie eine Katze. Sollte uns Winnetou dort entkommen, müßt ihr ihn am Bärenfluß bei der schmalen Furt
abfangen. Los, nehmt eure Leute und reitet! Aber was ihr auch mit ihm anstellt, es muß wie ein Unfall aussehen, verstanden!» Sofort versammelte Kid seine Männer um sich und ritt mit ihnen los. Rollins schlug mit seinen Kumpanen eine
andere Richtung ein. Als letzter folgte Sam Hawkens. Rollins wußte, daß Sam ein Freund Winnetous war. Deshalb wollte
er den unbequemen Beobachter loswerden. Er gab Clark und zwei andern einen Wink. Diese verstanden sofort, hielten an,
überwältigten Sam, fesselten und knebelten ihn und banden ihn an einen Baum. Zuletzt verbanden sie ihm noch die Augen
mit seinem Halstuch. Lachend ließen sie ihn allein. Rollins schickte nun fünf Männer zum Büffelknie, um Winnetou zu
beobachten. Er selber ritt mit den übrigen Banditen zum Schwarzen Riß. Dort spannten sie eilig den Draht etwa kniehoch
über Winnetous Weg. Danach begaben sie sich in Deckung und machten ihre Lassos wurfbereit.
Unterdessen war Winnetou am Büffelknie angekommen. Trotz aller Vorsicht bemerkte er Rollins Leute nicht und galoppierte weiter. Da brachen die fünf aus ihrem Versteck hervor und jagten Winnetou, wild auf ihn schießend, nach. Doch Winnetou ließ sie auf seinem Iltschi weit zurück. Bald kam er am Schwarzen Riß an. Iltschi, im gestreckten Galopp, bemerkte den Draht nicht, stürzte, und Winnetou flog nach vorne. Rollins und seine Männer ließen die Lassos kreisen, doch
Winnetou packte geschwind einen dürren Ast, hielt ihn über sich und fing damit die heranpfeifenden Lassos ab. Dann
schnellte er auf, sprang mit einem mächtigen Satz Rollins an und hielt ihm sein Messer an die Kehle. Die Banditen
wagten keine Bewegung. Jetzt kamen die fünf Verfolger an. Von weitem schrie Clark ihnen zu: «Halt, nicht schießen!»
Winnetou, immer noch das Messer an Rollins Kehle, befahl scharf: «Werft eure Waffen weg! Weg!» Revolver und Gewehre fielen zu Boden. Winnetou stieß einen leisen, hohen Pfiff aus. Sogleich trabte Iltschi heran. Winnetou befahl:
«Tretet zwanzig Schritte zurück!» Alle gehorchten. Da stieß Winnetou Rollins von sich, warf sich auf Iltschis Rücken und preschte davon. Die Banditen eilten zu ihren Waffen und Pferden. Eine wilde Verfolgung begann. Winnetou mußte auf
die Verfolger schießen. Ein Pferd stürzte getroffen und warf seinen Reiter ab. Tief auf Iltschis Hals gebeugt galoppierte Winnetou weiter und ließ die Banditen bald weit hinter sich. Rollins sah ein, daß sie mit ihren Gäulen Winnetou auf seinem Iltschi nie einholen würden. Er hielt an und befahl: «Wir reiten langsamer der Spur nach. Am Bärenfluß wartet ja Kid auf den Roten. Wir brauchen ihm nur den Rückweg abzuschneiden.
Zur gleichen Zeit bemühte sich Old Shatterhand in Santa Fé, herauszubringen, was Vermeulen alles im Schilde führte. Er
nahm sich den Verräter Gomez vor und zwang ihn, Vermeulens Pläne mit den Jicarillos und den Apatschen zu verraten.
Gomez gestand auch, daß Winnetou Fallen gestellt seien auf seinem ganzen Weg zum Häuptling Weißer Büffel. Daraufhin
ließ Old Shatterhand Gomez liegen und holte seinen Hatatitla, um Winnetou zu Hilfe zu eilen. Im Pferdestall mußte er noch einen Überfall von Vermeulens Schlägern abwehren.
Durch diese, obschon sie zu vieren waren, konnten ihn nicht lange aufhalten. In Windeseile trug ihn Hatatitla seinem
Freund entgegen. In der Nähe des Schwarzen Risses erblickte Old Shatterhand plötzlich den immer noch gefesselten Sam Hawkens. Schnell band er ihn los und ließ sich von ihm berichten. Sam erzählte knapp: «Ich hörte Winnetous Pferd
vorbeigaloppieren. Dort vorne überfielen sie ihn. Die Verfolger kamen, dann hörte ich drei Schüsse aus der Silberbüchse. Am Bärenfluß lauern sie ihm auf.» Old Shatterhand wußte genug. «Beeil dich», rief er Sam zu, und schon saßen beide auf ihren Pferden und ritten davon. In scharfem Galopp kam Winnetou am Bärenfluß an. Bevor
er auf die Furt zuritt beobachtete er genau die Ufer. Doch Kid und seine Kumpane waren gut versteckt. Winnetou ritt
los. Am Rande der Furt hielt er nochmals an. Nichts Verdächtiges war zu bemerken. Aber plötzlich fingen Iltschis Ohren aufgeregt an zu spielen. Jäh riß Winnnetou Iltschi herum. Aber schon pfiffen die Kugeln daher. Mit einem Riesensatz
sprang Iltschi in ein Wasserloch, dessen Felswände Deckung boten. Immer noch knallten Schüsse. Winnetou schoß zurück und traf mit jedem Schuß einen Banditen, doch tötete er
keinen. Nun kamen auch Rollins und seine Leute an der Furt an. Rollins schrie wild: «Schießt, macht ihn kalt!» Im ständigen Knallen der Schüsse flüstert Winnetou seinem Iltschi einige indianische Worte ins Ohr, steckte die Silberbüchse in die Holster am Sattel und ließ sich ins Wasser fallen. Kid hatte sich Winnetous Versteck genähert, schaute hinunter und rief aufgeregt: «Da ist das Pferd!» Rollins hatte Iltschi ebenfalls entdeckt und befahl: «Verletzt ihn nicht, der ist mein! Tim, Shutter fangt ihn ein!» Winnetou hatte sich an einen treibenden Baumstamm geklammert und schwamm so den reißenden Fluß hinunter. Rollins und Clark sahen ihn, schickten ihm aber vergebens Kugeln nach. Clark wußte einen Ausweg: «Durch die Wasserfälle kommt er nicht lebend, er muß also an der Geröllzunge an Land. Los, dort fassen wir ihn!» Sie trieben ihre Pferde an, und diese jagten mit hämmernden Hufen davon. Die Banditen schnitten den Flußbogen, in dem das Wasser in einer engen Schlucht dahinschoß, ab und ritten auf möglichst geradem Weg zur Geröllzunge.
Winnetou hatte in der Schlucht schrecklich mit dem wilden Wasser zu kämpfen. Mitsamt dem Baumstamm wurde er
wieder und wieder herumgewirbelt. Doch er gab nicht auf. Sein dunkler Kopf tauchte immer wieder neben dem Baumstamm auf: Am Ausgang der Schlucht ergoß sich das Wasser in einen stillen Teich, und der Baumstamm kam zur Ruhe.
Winnetou ließ ihn los und tauchte weg. Am Ufer erwarteten ihn die Banditen mit schußbereiten Gewehren. Vorsichtig
richtete er sich auf und schrie: «He da, hier!» Blitzschnell warf er sich dann in den Fluß zurück und schoß kopfüber den donnernden Wasserfall hinunter in einen kleinen See, den er unter Wasser durchschwamm. Rollins brüllte: «Hinunter und ihn auffinden!» Alle rasten los. Am See angekommen, sahen sie Winnetous Baumstamm im Strudel des Wasserfalles wirbeln. Die Oberfläche des Sees war spiegelglatt. Am einen Ufer wurde sie nur gekräuselt von den dichten Tropfenschleiern eines kleinen Wasserfalles. Rollins und seine Leute erreichten nun das Ufer des Baches, der diesen Wasserfall bildete. Jäh erschrocken hielten sie an. Vor ihnen tummelten sich viele fischende Bären. Eilig zogen sie sich zurück. An einer vor den Bären geschützten Stelle hielten sie an und warteten auf Kid. Dieser galoppierte heran und rief: «Dort hinten sind genug Bäume, um ein Floß zu Bauen. Winnetou liegt sicher auf dem Grund des Sees, morgen müssen wir ihn herausfischen.» Winnetou aber stand regungslos auf einem schmalen Felsabsatz hinter dem verbergenden Schleier des Wasserfalls. Während Kid noch redete, ritt Rollins an den Abgrund und blickte auf den See hinunter. Nachdenklich sagte er: «Da stimmt etwas nicht. Zieht eine Postenkette um den See. Da stimmt etwas nicht.» Hinter dem schützenden Wasserfall stand immer noch reglos Winnetou, während die Nacht sich senkte. Im Schutze der Dunkelheit schob sich Winnetou hinter dem Wasserfall hervor und spähte, dicht an die Felsen geschmiegt, zum Lagerfeuer der Banditen hin und über die Ufer des Sees. Sein scharfes Auge bemerkte die Postenkette und auch den am nächsten stehenden Posten, der halb schlafend neben seinem Pferd am Felsen lehnte. Lautlos schlich Winnetou auf diesen Wächter zu, sprang ihn an, betäubte ihn mit einem Schlag, ließ ihn zu Boden gleiten, ergriff sein Gewehr und sprang auf sein Pferd. Gleich darauf verschwand er in der Nacht. Die Hufschläge des Pferdes
wurden vom Rauschen des Wasserfalles übertönt. Kaum war Winnetou fort, tauchten Shutter und Tim auf, welche Iltschis
Verfolgung aufgegeben hatten. Sie fanden den bewußtlosen Wächter und schlugen Alarm. Alle Banditen rannten sogleich
zu ihren Pferden.
Vom Schwarzen Riß ritt Old Shatterhand über die Prärie auf den Bärenfluß zu. Sam Hawkens folgte ihm. Plötzlich sahen
beide ein reiterloses Pferd auf sich zugaloppieren, und bald erkannten sie Winnetous Iltschi. Old Shatterhand lockte ihn
und sofort blieb das Tier wartend stehen. Old Shatterhand schickte Sam nach Roswell zurück, um ungehindert reiten zu
können. Er hatte erkannt, daß sein roter Bruder in großer Not sein mußte und seine Hilfe brauchte. Er trieb Hatatitla zu
schnellstem Lauf an, dem voranjagenden Iltschi nach. Sam hatte er den Auftrag gegeben, in Roswell die Siedler vor
Vermeulen und Rollins zu warnen.
Während der Nacht hatte Winnetou vorsichtig reiten müssen, um sich nicht durch Hufschläge des Pferdes zu verraten. Bei
Tagesanbruch befand er sich in einem steilen Felsental, auf allen Seiten von den Banditen gejagt und gehetzt, die ihm
den Weg abschneiden wollten. Fortwährend mußte er vor den Schüssen Deckung suchen. Er schoß zurück und verwundete
mehrere Verfolger. Plötzlich stürzte sein Pferd getroffen zu Boden. Winnetou rollte sich hinter den nächsten Felsen,
erwartete einen Verfolger und sprang mit einem Riesensatz hinter diesem aufs Pferd. Rollins schoß, traf aber seinen Kumpanen. Winnetou hielt den Toten als Schild vor sich fest, bis auch dieses Pferd getroffen stürzte. Wieder war Winnetou ohne Pferd. Das Gewehr, zu dem er keine Munition mehr hatte, warf er weg und riß den Tomahawk aus dem Gürtel.
Diesen schleuderte er nach einem heranjagenden Banditen, riß ihn vom Pferd und schwang sich selber hinauf. Grinsend
erschoß Rollins auch dieses Pferd. Winnetou hatte jetzt nur noch sein Messer. Dieses warf er gegen den nächsten Verfolger, sprang auf dessen Pferd und verschwand in einem Felsspalt. Rollins schrie: «Wenn er hinter dem Felsen hervorkommt, erwischen wir ihn!»
Aber das Pferd galoppierte reiterlos hinter dem Felsen hervor. Winnetou war abgesprungen
und kletterte geschmeidig wie eine Katze die Felswand hinauf. Doch er atmete schwer, aus einer Wunde an seiner Stirn
floß Blut. Unten befahl Rollins seinen Leuten: «Ihr klettert ihm nach und jagt ihn, ihr andern reitet über den Paß und
fangt ihn oben ab. Ich selber reite sofort zu den Jicarillos.»
In der Hand balancierte er Winnetous Messer, das ihm ein Verwundeter übergeben hatte. Auf die kostbar ziselierte
Waffe blickend murmelte er: «Die wird mir noch gute Dienste leisten.» Dann ritt er davon.
Winnetou bemerkte bald seine Verfolger, scharrte mit Händen und Füßen Geröll zusammen, ließ es auf die Banditen hinunterprasseln und hastete weiter. Doch jetzt schossen seine Verfolger von unten auf ihn, und oben lagen die andern
mit schußbereiten Gewehren im Hinterhalt. Winnetou war in der Falle. Nun kam er ins Blickfeld der oben liegenden Ban-
diten. Der erste legte auf ihn an, doch bevor er abdrücken konnte, fiel ihm das Gewehr aus der Hand. Hinter einem
Felsblock lag Old Shatterhand und schickte Schuß um Schuß zu den Banditen hinüber. Bald flohen diese kopflos talwärts.
Jetzt war Winnetou heran, und die beiden Freunde reichten sich bewegt die Hände. Doch schon nahte neues Unheil. Ein
Trupp Jicarillos-Indianer ritt heran. Sie zwangen Old Shatterhand, ihnen seine Waffen abzugeben. Der Unterhäuptling Rote Feder sprach: «Die von euch verwundeten Weißen sind unsere Freunde. Weißer Büffel wird sagen, was mit dem
Häuptling der Apatschen und dem Bleichgesicht zu geschehen hat. Wir müssen euch zu ihm bringen.»
Sam Hawkens war nach Roswell zurückgekehrt und beobachtete genau alles was geschah. Als er über den Marktplatz
ging, hörte er, wie Vermeulen auf die dichtgedrängt stehenden Siedler einredete. Das Abkommen mit den Jicarillos, den besten Freunden der Siedler, sei bald in Ordnung. Sobald Rollins von seinem Ritt zu den Indianern zurückkehre, könne
man das Land verteilen. Die Siedler jubelten, aber Sam Hawkens schlich sich weg. Er wollte Vermeulen die Freude
vergällen. Dieser fuhr fort: «Wer es noch nicht getan hat, kann jetzt ins Büro kommen, sich einschreiben lassen und
den Beitrag bezahlen.» Hier mußte er die Rede unterbrechen, denn niemand hörte ihm mehr zu. Auf das Mädchen Ann
gestützt schleppte sich ein Mann mit letzter Kraft über den Platz. Er sah schrecklich aus. Blut floß von seinem kahlen
Schädel. Durchdringend jammerte er: «O - o - die hinterlistigen Jicarillos! Bei lebendigem Leib haben sie mich
skalpiert! O - o - traut ihnen nicht, den teuflischen Jicarillos! Seht, was sie mit mir getan haben!» Alles drängte sich um den Mann. Vermeulen befahl wütend: «Schafft ihn weg, schnell!» Einige der anwesenden Banditen drängten sich
durch die Menge, um den Mann zu fassen. Doch Ann führte ihn ins Wirtshaus und verriegelte die Tür. Schon hämmerten
die Banditen dagegen. Schnell stieg der Mann in Anns Zimmer hinauf. Dort wischte er das Blut ab. Sein Kopf war
wohl kahl, aber ganz heil. Der Mann war nämlich Sam Hawkens ohne Perücke. Das Blut war Himbeersaft gewesen.
Zum Fenster hinaus sprang er auf das Pferd des Mannes mit dem Feuerwerk, das noch mit allen Kisten beladen war.
Inzwischen hatten die Banditen den Betrug bemerkt und drangen ins Haus ein. Sam floh unterdessen durch den Hof.
Sein Ziel hatte er erreicht. Die Siedler sagten zueinander:
«Wir wollen lieber warten, bis alles ganz klar ist.»
Im Dorfe der Jicarillos saßen Winnetou und Old Shatterhand neben dem Häuptling Weißer Büffel im Kreise seiner Unterhäuptlinge. Weißer Büffel hatte eine Schnapsflasche in der Hand und war schon betrunken. Mit großartiger Gebärde wies er auf vier schwerbeladene Planwagen mit weißen Fuhrleuten, die eben angekommen waren. «Der Häuptling der Apatschen und das Bleichgesicht Old Shatterhand möchten wohl gerne wissen, was in den Wagen ist», sagte er und befahl herrisch: «Öffnen!» Sofort wurden die Planen entfernt. Alle vier Wagen waren mit hunderten von Gewehren beladen. Nun warf Weißer Büffel die Flasche weg und sprach: «Die Jicarillos haben viele Waffen und viele Krieger. Sie gehorchen weder den
verräterischen Apatschen noch den weißen Landräubern. Winnetou möge reden.» Winnetou entgegnete: «Die Apatschen sind keine Verräter. Ihr Häuptling kam hierher, um zum Frieden zu mahnen. Weißer Büffel höre auf Old Shatterhand.»
Dieser erhob sich und erklärte: «Der Weiße Vater gibt den Jicarillos einen großen Teil ihres Landes zurück. Wenn der
Weiße Büffel dennoch zu kämpfen befiehlt, werden alle Indianerstämme zu Grunde gehen. Die Bleichgesichter haben
ihn aus Habgier zum Krieg aufgehetzt und ihm alte untaugliche Waffen gegeben, damit er den Krieg verlieren soll.»
Lange blieb Weißer Büffel still. Dann sprach er: «Eure Worte klingen wahr. Weißer Büffel will auf seinen Sohn Schneller Panther warten. Wenn er einverstanden ist, werden unsere Krieger die Feuerwaffen in der Schlucht vergraben. Als die
Krieger die beiden Gefangenen zu den Zelten führten, sagte Winnetou: «Schneller Panther ist ein Pferdedieb, aber Weißer
Büffel liebt seinen Sohn sehr.»
Auf dem Beratungsplatz versammelten sich alle, um auf Schnellen Panther zu warten. Da hörten sie ein einzelnes
Pferd herangaloppieren. Bald erkannten alle Rollins. Dieser stieg ab und trat vor Weißen Büffel hin mit den Worten: «Ich
komme, um diesen anzuklagen.» Er zeigte auf Winnetou. Nun wies Rollins in eine andere Richtung, aus der Clark geritten
kam. Am Zügel führte er ein Pferd mit der Leiche des Schnellen Panthers. Alle sprangen bei diesem Anblick auf. Weißer
Büffel stand wie versteinert. Die Leiche wurde zu Füßen des Häuptlings niedergelegt. Rollins fuhr fort: «Schneller Panther wurde ermordet, ich sah es. Er wurde aus dem Hinterhalt angegriffen, doch er wehrte sich und verwundete den Angreifer an der Stirn.» Der Blick des Häuptlings löste sich von dem Toten und blieb an Winnetous Stirnwunde haften. Er
sprang auf und holte mit wütender Gebärde aus, um Winnetou, die Schnapsflasche auf dem Kopf zu zerschmettern. Doch
Old Shatterhand sprang herzu und hielt, den Schlag auf. Sogleich ergriffen ihn die Wächter.
Rollins fuhr fort: «Als Schneller Panther stolperte, erstach ihn der Angreifer mit seinem Messer. Ich sah es. Der Mörder
entkam, aber sein Messer ließ er zurück:» Ein Krieger überbrachte dem Weißen Büffel das Messer. Dieser nahm es,
betrachtete es lange, ging auf Winnetou zu und knirschte: «Wenn die Sonne hinter dem Gipfel des Berges versinkt,
werdet ihr wünschen, nie geboren zu sein.»
Rollins wechselte mit Clark einen triumphierenden Blick. Seine List war geglückt. Weißer Büffel würde sich nun nie
mit Winnetou versöhnen. Um dies zu erreichen, hatte Rollins selbst den Schnellen Panther aus dem Hinterhalt überfallen
und mit Winnetous Messer erstochen.
Kurz vor Sonnenuntergang standen Winnetou und Old Shatterhand so fest an den Marterpfahl gefesselt, daß sie keine
kleinste Bewegung machen konnten. An ihnen vorbei wurde Schneller Panther zum Totenlager getragen. Stumm standen
die beiden. Da kam Rollins herangeritten. Mit seidenweicher, aber vor Hohn triefender Stimme sagte er: «Nun, diesmal -!
Endlich kann das Land der Apatschen verteilt werden, eine hübsche Nachricht für die ungeduldigen Siedler. Ich will sie
ihnen gleich überbringen!» Lachend galoppierte er davon. Old Shatterhand blickte zu den Bergen auf und sah, daß die
Sonne sich neigte. Da hörte er Winnetou sagen: «Winnetou
ist froh, daß er leben durfte an der Seite und im Herzen eines wahren Freundes.» Old Shatterhand antwortete: «Auch ich
bin dankbar dafür.» Winnetou fuhr fort: «Doch Winnetou hat sich immer gewünscht, erst seine Aufgabe vollenden zu dürfen.» Old Shatterhand erwiderte: «Nur selten kann wohl ein großer Mann seine Aufgabe selber vollenden.» Winnetou schloß die Augen.
Nun berührte der feurig glühende Sonnenball den Berggipfel. Weißer Büffel trat aus seinem Zelt. Stumm standen die beiden Freunde an den Marterpfählen. Zu ihren Füßen waren schon die Reisighaufen aufgeschichtet Knaben machten ihre Bogen und Pfeile bereit, Krieger legten Wurfmesser und Tomahawk im Kreis. Die Trommler warteten an ihren Trommeln.
Langsam versank der Sonnenball hinter dem Berggipfel. Seine letzten Strahlen trafen das emporgewandte
Gesicht des Weißen Büffels. Als sie erloschen, befahl er mit weithin hallender Stimme: «Goschom goch!» Rasender Trommelwirbel setzte ein. Fackelträger kamen auf die Marterpfähle zu. Die Knaben schossen ihre Pfeile dicht neben den Köpfen von Winnetou und Old Shatterhand ins Holz. Mit steinernem Gesicht sah Weißer Büffel zu, wie die Fackelträger die Reisighaufen anzündeten und wie sofort Flammen aufzüngelten. In diesem Augenblick schoß ein grelles, unheimlich flackerndes Licht am Himmel auf. Ein riesiges Feuerrad begann sich knatternd und sprühend zu drehen, und von allen Seiten zischten Geschosse mit glühendem Schweif empor. Mit angehaltenem Atem schauten Winnetou und Old Shatterhand auf
das Schauspiel. Voll Entsetzen starrten Frauen und Kinder, wandten sich zur Flucht und rissen die Knaben mit. Als neue
Feuergarben über dem Himmel lohten und die Luft mit Krachen erfüllten, flohen auch die Krieger. Durch den immer
dichter werdenden Rauch- und Flammenring aus den Reisighaufen sahen Winnetou und Old Shatterhand scheuende
Pferde mit weiß leuchtenden Augen vorbeijagen. Sie sahen, wie sich Weißer Büffel in ohnmächtiger Wut gegen die
fliehenden Krieger stemmte. Sie sahen, wie auch er sich zur Flucht wandte, als eine riesige Fledermaus, umknattert von
blitzenden und schnellenden Feuerfröschen, auf ihn zukam. Sie sahen, wie die Riesenfledermaus in den rauchenden
Brandring hereinsprang. Sie fühlten, wie ihre Fesseln fielen.
Sie hörten die keuchende Stimme von Sam Hawkens: «Das war im letzten Augenblick, wenn ich mich nicht irre.» - Der
getreue Sam hatte erfahren, was die Jicarillos mit seinen Freunden vorhatten. Er hatte alle Feuerwerkskörper aus den
Kisten genommen, sie auf dem Feld verteilt und der Reihe nach angezündet. So war es ihm gelungen, Winnetou und
Old Shatterhand zu retten.
Auf einem Tisch vor dem Wirtshaus in Roswell stand Vermeulen und redete zu den Siedlern: «Ihr habt euch lange
gedulden müssen, doch jetzt ist es so weit. Nun kann endgültig auch das Gebiet der Apatschen verteilt werden!» Ein
junger Siedler entgegnete mißtrauisch: «Ähnliche Worte haben wir hier schon öfters gehört.» Da trat Rollins neben
Vermeulen und rief laut: «Glaubt es, Leute, diesmal ist es wirklich so weit. Der Zufall ist uns zu Hilfe gekommen.
Winnetou, der Häuptling der Apatschen, hatte gestern einen Unfall, er und Old Shatterhand sind tot!» Da stand plötzlich
wie aus dem Boden gewachsen Old Shatterhand auf Hatatitla vor der Menge. Laut rief er: «Das ist eine Lüge! Seht
her, ich lebe! Und ebenso lebt Winnetou, der Häuptling der Apatschen!» Bei diesen Worten wurden die Siedler unruhig
und drängten zu Vermeulen und Rollins hin. Dieser zog seinen Revolver und schoß auf Old Shatterhand. Gleichzeitig rannten die Banditen los, um ihn zu fassen. Doch der riß Hatatitla herum, und in einem mächtigen Sprung setzte dieser über einige Wagendeichseln und galoppierte durch die zurückweichende Menge davon. Old Shatterhand ritt zur Telegrafenstation, stürmte ins Büro und schrie dem erschrockenen Telegrafisten zu: «Gebt sofort ein Telegramm durch nach
Santa Fé an den Gouverneur!» Der Telegrafist weigerte sich.
Das Morsegerät gehöre der Bahn und dürfe nicht privat - benutzt werden. Old Shatterhand packte den Mann am Kragen und
herrschte ihn an: «Die Banditen benützen das Gerät auch! Telegrafiert, oder ich drehe euch den Hals um!» In
diesem Augenblick stürmte Rollins mit vier Banditen herein. Alle sprangen Old Shatterhand an. Doch dieser überwältigte
leicht die Banditen und den Telegrafisten. Rollins war der härteste Gegner. Doch auch ihn konnte Old Shatterhand
schließlich packen. Kurzerhand warf er ihn zum Fenster hinaus, lief zum Morseapparat, schaltete ihn ein und gab
selbst das Telegramm nach Santa Fé durch. Er bat darin den Gouverneur um die Winnetou und ihm versprochene Hilfe.
Kaum hatte der Gouverneur das Telegramm erhalten, kommandierte er seine verwegensten Reitertruppen unter die
Waffen. Er versammelte die Offiziere um sich und erläuterte ihnen genau ihre Aufgabe. Er schloß mit den Worten: «Dieser
Augenblick entscheidet, ob Rot und Weiß miteinander werden leben können. Und nun heißt es reiten, meine Herren! Sofort
und so schnell wie möglich!» Hauptmann Conner murrte: «Und das alles, weil irgend so ein Waldläufer im Namen
irgendeiner Rothaut von irgendwoher ein Telegramm schickt!» Der Gouverneur entgegnete darauf in überzeugendem Tone:
«Das sind nicht irgendein Waldläufer und irgendeine Rothaut. Diese beiden Männer haben sich ihr Leben lang eingesetzt
für den Frieden zwischen Rot und Weiß. In diesem Augenblick schließen sich die Jicarillos mit den Banditen zusammen
gegen die Apatschen. Aber die Apatschen unter ihrem Häuptling Winnetou werden nicht kämpfen. Sie werden sich langsam
zurückziehen, um Zeit zu gewinnen. Ich habe ihnen versprochen, daß sie mit ihren Reitern und Soldaten kommen
und für Ordnung sorgen werden nach Recht und Gesetz und Vertrag. Und zu meinem Versprechen stehe ich - so wahr
mir Gott helfe!» Nach dieser Rede des Gouverneurs ging ein Murmeln durch die Reihen der Offiziere. Dann trat Hauptmann
Conner vor und sprach fest: «Sie können sich auf uns alle verlassen, vom ersten Offizier bis zum letzten Mann.» Darauf
verließen die Offiziere den Saal und gaben den Reitern und Soldaten die nötigen Befehle. Mit Trompetengeschmetter
machten sich die Truppen sogleich auf den Weg, um der guten Sache zum Sieg zu verhelfen.
Nachdem Old Shatterhand das Telegramm an den Gouverneur durchgegeben hatte, ritt er auf dem schnellsten Wege
zu Winnetou ins Dorf der Apatschen. «Das Telegramm ist weg», meldete er, «aber die Soldaten können frühestens in
einer Woche hier sein, und der Weiße Büffel mit seinen Kriegern wird sehr viel früher kommen.» Winnetou entgegnete
ruhig: «Wir werden nicht kämpfen, doch müssen wir Vorsichtsmaßnahmen treffen. Sam Hawkens kennt seine Aufgabe
schon. Mein Bruder Charly gehe dort hin, wo das braune Blut der Erde hervorbricht. Winnetou selber wird sofort zum Jola-
Wall reiten, wo sich die Jicarillos mit den weißen Banditen vereinen werden. Dort können Old Shatterhand und Sam wieder
zu ihm stoßen.» Bald erreichte Winnetou mit der Hauptmacht seiner Apatschenkrieger den Jola-Wall. Sofort gingen
sie in Deckung. Winnetou beobachtete aus seinem Versteck heraus die Prärie. Er sah, wie sich die Jicarillos, angeführt
von Weißer Büffel, und die Banditen unter Rollins trafen und begrüßten. Er sah, wie bald darauf Indianer und Weiße
gemeinsam über die Prärie jagten auf das Dorf der Apatschen zu. Als sie den Jola-Wall erreicht hatten, stand plötzlich
Winnetou auf dem Hügelkamm über ihnen, hinter ihm Pferd an Pferd seine Apatschenkrieger. Rollins und Weißer Büffel
hießen ihre Leute anhalten, und alte machten ihre Gewehre schußbereit. Laut rief Winnetou seinem indianischen Feind
zu: «Hier steht Winnetou, der Häuptling der Apatschen! Häuptling Weißer Büffel höre seine Worte. Er ist aufgehetzt
von falschen Freunden. Er sehe neben sich, der Mörder seines Sohnes hält an seiner Seite . . .» Rollins und einige seiner Leute schossen blitzschnell, um Winnetou am Weiterreden zu hindern. Zwei Apatschen fielen. Da gab Winnetou seinen
Kriegern ein Zeichen, und in Sekundenschnelle hielt jeder einen flammenden Brandstock in der Hand. Angeführt von
Winnetou, ritten sie nun in breiter Reihe den heranstürmenden Feinden entgegen und steckten das dürre Präriegras in
Brand. Hinter den Jicarillos und Rollins Banditen war eine gleiche Reihe Apatschenkrieger aufgetaucht und zündete die
Prärie im Rücken der Feinde an. Bald brannte das Gras rings um die Jicarillos und die Banditen. Diese schossen wild in
das qualmende Feuer. Ihre Pferde scheuten. Einer nach dem andern wandte sich zur Flucht, bald flohen alle in rasendem
Galopp, um Flammen und Rauch zu entgehen.
Als sie den Präriebrand weit zurückgelassen hatten, sammelten sie sich wieder. Weißer Büffel und Rollins heckten einen
neuen Angriffsplan aus. Rollins sagte: «Ihr umgeht den Brand mit euren Kriegern und packt das Dorf der Apatschen von
oben. Wir bauen Flöße, fahren den Fluß hinunter und greifen von unten an. Los, reitet, was die Gäule hergeben!» Sogleich
machten sich die Jicarillos und die Banditen in entgegengesetzter Richtung auf den Weg.
Rollins und seine Leute ritten eilig durch eine Talsenke, als sich unter dem vordersten plötzlich die Erde öffnete und er vor den Augen der andern verschwand. Viele der nachfolgenden Reiter stürzten ihm nach in die von Sam Hawkens vorbereiteten Fallgruben. Die übrigen ritten im Schritt weiter, sorgsam den Boden musternd. Sam Hawkens lachte: «Jetzt
gehen sie Flöße bauen, Old Shatterhand wird sich ihrer annehmen.»
Fieberhaft hatte Old Shatterhand mit einigen Apatschen gearbeitet, um das Erdöl aus der Quelle in den Fluß zu leiten.
Nun lagen sie gut in Deckung und beobachteten den Fluß.
Bald sahen sie sechs Flöße kommen, auf denen sie Rollins und seine Bande erkannten. Jetzt spannten die Indianer ihre
Bogen und schossen lange Brandpfeile in den Fluß hinunter.
Sofort entzündete sich das auf dem Wasser schwimmende Öl, und schlagartig breitete sich ein Feuermeer vor den Flößen
aus.
Erstarrt vor Schreck sahen die Banditen die Feuerwand heranbrausen. Schon brannten Segel, schon brannte Holz.
Schreiend stürzten sie sich ins Wasser und schwammen um ihr Leben. Einige waren nicht schnell genug und blieben in
den Flammen. Mit letzter Kraft stiegen die Überlebenden, Rollins und Kid waren auch darunter, aus dem Wasser und
arbeiteten sich aufs Trockene. Rollins knurrte wütend: «Wir geben nicht auf. Wir reiten oder laufen zum Apatschendorf
und brennen es nieder. Weißer Büffel wird uns helfen!»
Weder die Jicarillos noch Rollins vermochten das Dorf der Apatschen bei Tageslicht zu erreichen. Die Nacht überraschte
sie. Als sie endlich heran waren, sahen sie das Dorf wie ausgestorben in der stillen Mondnacht liegen. Nur das
glühende Pünktchen eines Wachtfeuers und weiter oben auf einer Felsterrasse eine flackernde brennende Fackel waren
zu erkennen. Aber das am Stiel der Fackel befestigte und nach unten gespannte Lasso war nicht zu sehen. - Wie
Schatten schlichen die Jicarillos heran. Vorsichtig lugte Weißer Büffel von einer Felskante aus zum schlafenden Dorf.
Von der andern Seite näherten sich Rollins und seine Banditen. Auch Rollins spähte zum Dorf hinüber. Weder er noch
einer seiner Leute bemerkten das vor ihnen kniehoch über den Boden gespannte Lasso, dessen Ende an der Fackel
befestigt war.
Weißer Büffel hob die Hand. Sogleich brachen seine Krieger in gellendes Kriegsgeschrei aus und stürmten gegen das
Dorf hinunter. Von der andern Seite griffen Rollins und die Banditen an. Doch trotz des Lärms rührte sich nichts im Dorf.
Kid stürmte vor, stolperte über das Lasso und riß es im Fallen mit sich. Die brennende Fackel fiel um und durch ein Loch
in den Felsen hinein. Ohrenzerreißendes Zischen und Knattern erfüllte plötzlich die Nacht. Aus allen Winkeln des Dorfes
fuhren grelle Stichflammen hoch, und mit gewaltig donnerndem Krachen explodierte die ganze Felsterrasse, auf der das
Dorf lag. Riesige Felsbrocken wurden hoch in den Nachthimmel hinaufgeschleudert. Mit Mühe und Not konnten sich
die meisten Angreifer in Sicherheit bringen. Sie wußten nun, daß die Apatschen geflohen waren und machten sich an die
Verfolgung.
Lautlos wanderte der lange Zug der Apatschen durch die Vorberge auf den Nugget-Tsil zu. Frauen und Kinder, mit
schweren Packen beladen, voran, gefolgt und bewacht von den Kriegern. Am Schluß des Zuges ritten Winnetou und Sam
Hawkens. Jetzt trieben sie ihre Pferde an und galoppierten auf einen Felsbuckel hinauf, von wo sie gespannt ins Tal
hinunter spähten. Sam kicherte: «Hi-hi, da kommt wahrhaftig Old Shatterhand, wenn ich mich nicht irre.» Winnetou hob
grüßend die Hand. Schon ritt Old Shatterhand heran, sprang vom Pferd und sagte lächelnd zu Winnetou, ihn umarmend:
«Mein Herz ist froh, meinen Bruder gesund zu sehen.» Doch ernst werdend fuhr er fort: «Sie haben eure Spur gefunden.
Wenn die Sonne am höchsten steht, werden sie dicht hinter
uns sein.» Ruhig antwortete Winnetou: «Dann werden wir unsere letzte Zuflucht am Nugget-Tsil erreicht haben.»
Weiter ging die stumme Wanderung. Schon waren die dunklen Grabpyramiden Intschu-tschunas und Nscho-tschis zu sehen.
Old Shatterhand sprach nachdenklich: «Es ist nun der neunte Tag, ich dachte, die Soldaten würden nicht länger als eine
Woche brauchen.» Winnetou antwortete nicht. Trauer überschattete sein Gesicht.
Am FuBe des Nugget-Tsil zügelten Weißer Büffel und Rollins ihre Pferde und warteten auf ihre herandonnernde Streitmacht.
Dann begannen sie, die steil aufragende Bergwand zu erklimmen. Viele der Banditen trugen Verbände, auch
einige Indianer waren verwundet. Rollins triumphierte: «Habe ich es nicht gesagt? Oben sind sie! Sie können uns nicht
mehr entkommen!» Plötzlich hielten Rollins und Weißer Büffel beide gleichzeitig und sahen erstaunt nach oben. Über ihnen
auf einer Felskuppe stand hoch aufgerichtet Old Shatterhand und rief zu ihnen hinunter: «Halt! hört den weißen Häuptling
der Apatschen!» Kid wollte schießen. Doch Rollins winkte ab: «Nicht, erst auf mein Zeichen!» Old Shatterhand fuhr fort:
«Wir sind vor euch zurückgewichen. Wir wollen nicht kämpfen. Wir glauben, daß alle Menschen, weiße und rote, Brüder
sind und im Frieden miteinander leben sollten. Wir haben uns hier verschanzt, und wenn ihr uns angreift, wird viel Blut
unnütz fließen müssen! Weißer Büffel, die Bleichgesichter versprechen dir Land, Rache und Macht. Doch sie werden
dich betrügen. Besinne dich auf Recht und Gesetz!» Während Old Shatterhand sprach, kletterte Rollins eilig durch einen
Felsenriß hinauf und schob sich zu einer Felskante vor. Vorsichtig spähte er um sich. Nicht weit entfernt sah er Old
Shatterhand stehen, nahe bei ihm Sam Hawkens und Winnetou. Hinter ihnen standen kampfbereit die Front der Krieger.
Plötzlich knatterte eine Salve von unten herauf. Old Shatterhand trat zurück, die Krieger verschwanden in Deckung.
Rollins knirschte: «Winnetou soll zuerst dranglauben.» Doch dieser war für ihn von einem Felsblock halb verdeckt und
nicht zu treffen. Rollins setzte fluchend die Büchse ab. In diesem Moment tönte von unten ein sieghaft schmetterndes
Trompetensignal herauf. Rollins fuhr herum und sah unten im Tal Reihe um Reihe von blauen Reitern herangaloppieren.
Soldaten des Gouverneurs! Das hatte ihm noch gefehlt! Auch Winnetou und Old Shatterhand hatten die Reiter gesehen.
Old Shatterhand sprang auf einen Felsblock, winkte ins Tal hinunter und schrie Hauptmann Conner zu: «Achtung
Feinde vor euch!» Drüben hinter der Felskante hob Rollins mit haßverzerrtem Gesicht seine Büchse gegen Old Shatterhand.
Winnnetou sah es und schrie angstvoll auf: «Mein Bruder!» Mit einem Satz war er bei Old Shatterhand und warf
sich schützend vor ihn. Da krachte der Schuß, und Winnetou sank getroffen in die Arme seines weißen Bruders. Dieser
stand erstarrt und schaute in ohnmächtigem Schmerz in das vom Tode gezeichnete Gesicht seines unvergleichlichen
roten Bruders. - Drüben verschwand Rollins, die rauchende Büchse in der Hand, hinter dem Felsen.
Unten im Tal schwärmten die Soldaten fächerförmig aus und begannen unter hellem Trompetengeschmetter den Berg zu
erklimmen. Oben zwischen den Felsen hasteten überall Jicarillos und Banditen zu ihren Pferden. Einige hatten sie schon
erreicht, sprangen auf und begannen zu schießen. Da kam Rollins zwischen den Felsen heruntergestürzt und schrie:
«Nicht schießen! Ihr sollt nicht schießen, ihr Idioten!» Doch die Banditen waren jeder nur darauf bedacht, seine eigene
Haut zu retten. Kopflos feuerten sie durcheinander ohne Sinn und Verstand. Die ersten Soldaten fielen. Da gab Hauptmann
Conner das Feuer frei. Die Soldaten schossen nicht kopflos. Indianer und Banditen fielen getroffen. Rollins trachtete in
rasender Flucht zu entkommen, doch eine Kugel riß ihn aus dem Sattel. Sein Tod war das Zeichen zur allgemeinen Flucht.
Ihre Pferde wild antreibend, stoben Jicarillos und Banditen auseinander. Doch die Soldaten nahmen die
Verfolgung auf. Sie sollten ihnen nicht entkommen.
Schluß
Oben auf dem Nugget-Tsil bemühte sich der Militärarzt um den schwerverwundeten Winnetou. Er hatte getan, was er
konnte. Zu Old Shatterhand sagte er: «Ich kann die Kugel nicht entfernen, sie steckt zu nahe dem Herzen.»
Old Shatterhand packte ihn vor der Brust und flüsterte: «Und?» Der Arzt hob ein wenig die Hände und ließ sie wieder fallen. Dann sagte er leise: «Das liegt in Gottes Hand.» Old Shatterhand kniete wieder neben Winnetou und schaute angstvoll in sein bleiches Gesicht. Winnetou lag mit geschlossenen Augen und atmete flach. Old Shatterhand blickte im Geiste auf die Vergangenheit zurück und sah sich reiten, über Prärie und Savanne, durch Felsengebirge und an Wasserfällen. Er sah sich reiten, immer Seite an Seite mit Winnetou, galoppierend und im Schritt, bei Tag und bei Nacht. - Er erlebte im Geiste noch einmal, wie er Winnetou zum ersten Male getroffen hatte, wie er ihn vom Marterpfahl befreit hatte, wie sie Blutsbrüder geworden waren, wie sie Santer bekämpft hatten. Er sah Ribanna und fühlte Winnetous Trauer um sie noch einmal nach. Da schlug Winnetou die Augen auf und schaute seinen Freund ganz klar an. Der Widerschein eines Lächelns flog über sein Gesicht. Er sprach leise: «So hat Winnetou seine Aufgabe doch erfüllen dürfen.» Und seines Freundes Hand leise berührend flüsterte er:
«Mein Bruder Charly . . .» Still antwortete Old Shatterhand: «Winnetou, mein Bruder.» Müde schloß Winnetou die Augen.
Sein Kopf fiel zurück. Old Shatterhand wußte, daß sein roter Bruder nun tot war. Noch eine Weile blickte er auf den Toten nieder. Dann stand er auf, ging zum Felsabsturz hinüber und schaute auf das im Abendschein leuchtende, unendliche
Land hinaus.. Unten im Tal lagerten die Soldaten. Der Kampf war vorbei, der Friede zwischen Rot und Weiß gerettet.
Winnetous Aufgabe war erfüllt, doch er selber, der große Häuptling der Apatschen, war tot.
ORIGINAL
ALLE BILDER AUS DEM ULTRASCOPE-FARBFILM NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON KARL MAY "WINNETOU III" COPYRIGHT ©1965
PRODUKTION: RIALTO-FILM PREBEN PHILIPSEN/ JADRAN-FILM
VERLEIH: CONSTANTIN-FILM
FILM-PLAKATE-POSTER
Plakat DIN A1 "Winnetou 3. Teil" (EA Constantin 0965)
Erscheinungsjahr | 1965 (EA 14.10.1965) |
Regie | Dr. Harald Reinl |
Drehbuch | Harald G. Petersson |
Musik | Martin Böttcher |
Kamera | Ernst W. Kalinke |
Film | Ultrascope (2.35:1), 35 mm, Eastman Color |
Original-Film (KINO) | 2538 m = 92 min. 46 sec. |
TV/VIDEO/DVD * | 89 min. 03 sec. |
FSK: | Ab 12 Jahren |
Bemerkungen | Bambi (1966) Goldene Leinwand (1966) |
Prädikat | "kein Prädikat" |
* | Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz. (KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM) |