WINNETOU  1. TEIL

ORIGINAL FILM STORY UND FILM BILDER


Winnetou Iwinnetou i

»Sie kannten ihn alle - Winnetou - den edlen Häuptlingssohn vom Stamme der Mescaleros-Apatschen. Sein Name lebte in jedem Zelt, in jeder Blockhütte, an jedem Lagerfeuer. Er war Freund und Beschützer aller Hilflosen, aber unerbittlicher Gegner aller Ungerechten. Wie ein Märchen klingt heute, was vor einem Jahrhundert noch Wirklichkeit war, bittere, harte Wirklichkeit. Das letzte verzweifelte Aufbäumen der roten Völker gegen die weißen Eroberer. Immer weiter drangen die Pioniere nach Westen vor. Abenteurer, Banditen und Desperados folgten ihren Spuren. Die Mescaleros-Apatschen waren den Weißen freundlich gesinnt - und trotzdem war ihr Schicksal besiegelt - denn sie besaßen, was die Eindringlinge am höchsten schätzten: Land und Gold.«


INHALT

INFO
FILM-STORY
FILM-PLAKATE/ POSTER
REFERENZ


INFO

WINNETOU 1. TEIL
Bilder aus dem Cinemascope-Farbfilm nach dem gleichnamigen Roman von Karl May
Produktion: Rialto-Film Preben Philipsen/Jadran-Film
Regie: Dr. Harald Reinl
Gesamtleitung: Horst Wendlandt

Personen und ihre Darsteller:
Old Shatterhand: . . Lex Barker
Winnetou: . . . . . . . Pierre Brice
Santer: . . . . . . . . . . Mario Adorf
Nscho-tschi: . . . . . . Marie Versini
Sam Hawkens: . . . . Ralf Wolter
Bill Jones: . . . . . . . Walter Barnes
Intschu-tschuna: . .  Mavid Popovic
Belle: . . . . . . . . . . . Dunja Rajter
und als Reporter: . . Chris Howland
sowie:
Husein Cokic, Demeter Bitenc,
Niksa Stefani, Vlado Krstulovic,
Ilija Ivecic, Branko Spoljar, Teddy Sotosek

Verleih: Constantin-Film


WINNETOU 1. TEIL

Old Shatterhand - der berühmte Westmann mit der «Schmetterfaust»Winnetou - tapferer Häuptlingssohn der Mescalero-Apatschen

Einleitung

Bevor die weißen Eroberer nach Nordamerika kamen, gehörte das ganze weite Land den Indianern. Sie waren die Herren über die unendlichen Weiten der Prärien, über Gebirge und Wälder. Sie waren auch die Herren über die unermeßlichen Reichtümer an Gold, die in den Gebirgen verborgen lagen. Auf diese Reichtümer hatten es die Weißen abgesehen. Sie wollten Land, viel Land, und Gold, viel Gold. Sie nahmen den Indianern weg, was sie konnten und verjagten sie aus ihren angestammten Jagdgründen. Wohl setzten sich die Indianer zur Wehr. Aber sie hatten keine Feuerwaffen und mußten in den Kämpfen unterliegen. Für schweres Gold konnten sie zwar Feuerwaffen und Munition von den Weißen kaufen, doch niemals genug, um ihre Jagdgründe zurückzuerobern. Außer ihren Gewehren hatten die Bleichgesichter noch eine zweite mächtige Waffe im Kampf gegen die Rothäute. Das war der Schnaps, von den Indianern Feuerwasser genannt. Viele Indianer gaben für Schnaps alles hin, was sie besaßen und halfen den Bleichgesichtern sogar, andere Indianerstämme zu bekämpfen. Ein solcher Verräter war Tangua, der Häuptling der Kiowa-Indianer.
Doch nicht alle Weißen waren auf die Ausrottung der Indianer aus. Es gab auch Rechtdenkende unter ihnen. Sie überließen den Indianern weite Länder, in denen sie ungestört leben und jagen durften, und die ihnen niemand wegnehmen sollte. Dies wurde in Verträgen festgehalten. Einen solchen Vertrag schlossen die Weißen auch mit Intschu-tschuna, dem alten, mächtigen Häuptling der Apatschen. Ohne seine Einwilligung sollten die Weißen weder Wege noch Bahnen durch das Gebiet der Apatschen bauen dürfen. Leider waren, wie wir noch sehen werden, nicht alle Weißen gewillt, sich an diesen Vertrag zu halten. Doch Intschu-tschuna und sein Sohn Winnetou waren bereit, mit ihren Kriegern ihr Recht zu verteidigen. Die Eisenbahngesellschaft Great Western Railways hatte den Bau einer Eisenbahnlinie geplant. Diese sollte aber dem Vertrag gemäß nicht durch das Gebiet der Apatschen, sondern in einem großen Bogen darum herum geführt werden. Die Linie war bereits bis fast nach Roswell, einer kleinen, einsamen Siedlung mitten in der Prärie, gebaut worden. Die Eisenbahngesellschaft hatte in Roswell ihr Büro. Daneben gab es nur noch den Bahnhof, ein Gasthaus und einige nachlässig gebaute Holzhäuser. Hier in Roswell lebte Bancroft, der Chefingenieur dieses Bauabschnittes. Seine Aufgabe war es, darüber zu wachen, daß der Vertrag mit den Apatschen

Eisenbahngleise werden unrechtmäßig durch Apatschen-Gebiet geführtOld Shatterhand führt einen Treck nach Roswell

Indianer vom Stamm der Kiowas überfallen den TreckDer erste Überfall wird erfolgreich abgewehrt

eingehalten wurde und die Bahn ihr Gebiet nicht berührte. Bancroft aber war geldgierig wie die meisten und dazu ein Feigling. Er war unter den Einfluß Santers geraten und tat alles, was dieser von ihm verlangte. Santer nun war ein übler Abenteurer, der sich gewissenlos bereicherte, wo er konnte. Santer hatte angeordnet, daß die Bahnlinie durch das Gebiet der Apatschen geführt werde. Das Geld, das dadurch erspart werden konnte, mehrere 100 000 Dollar, wollte er mit Bancroft teilen.

Winnetou, Häuptling der Apatschen

Winnetou ritt auf seinem Rapphengst von den Nugget-tsils, den Goldbergen, herunter, wo er Gold geholt hatte, um von den Weißen Pulver und Blei, Messer und Gewehre zu kaufen. Ganz allein war er unterwegs, denn nur der Häuptling und sein Sohn durften wissen, wo das Gold zu finden war. Winnetou trug ein Hemd aus weißem Leder, mit roter und blauer Stickerei verziert. Seine Füße steckten in perlenbestickten Mokassins, die zudem mit Stachelschweinborsten geschmückt waren. Um den Hals trug er die Friedenspfeife und eine Kette aus Krallen des grauen Bären. Sein langes, blauschwarzes Haar flatterte im Wind. Keine Adlerfeder steckte darin. Unten im Tal erwartete ihn sein Begleiter Schwarzer Adler, ein junger Krieger. Diesem übergab Winnetou den Lederbeutel mit dem Gold und trug ihm auf, das Gold schnellstens dem Häuptling Intschu-tschuna zu bringen. Winnetou selber wollte noch weiter hinunter reiten. Er hatte erfahren, daß die Weißen anfingen, die Bahnlinie durchs Land der Apatschen zu bauen. Winnetou wollte sich vergewissern, ob diese Kunde stimmte. - Stolz über diesen ehrenvollen Auftrag machte sich Schwarzer Adler auf den Weg. Kurze Zeit später geriet er in einen Hinterhalt. Santer und seine Leute mit dem Kiowa- Häuptling Tangua hatten ihn gelegt. Ein Schuß tötete das Pferd des Schwarzen Adlers, und dieser stürzte zu Boden. Santer nahm ihm den Goldbeutel weg und herrschte ihn an: «Woher hast du das Gold? Antworte! Aber Schwarzer Adler blieb stumm. Da erschoß ihn einer aus der Bande. Jetzt redete Tangua: «Nun wirst du das Goldlager der Apatschen nie finden, Santer. Womit willst du nun das Feuerwasser und die Gewehre bezahlen, die du mir versprochen hast?» Santer antwortete ungerührt: «Überfalle doch den Treck, der von El Paso zum Lager der Bahnarbeiter führt, um Nachschub zu bringen. Der Aufseher ist unerfahren und der Treckführer mein Freund. Reiche Beute an Feuerwasser und Waffen kannst du da machen.»

Langsam holperten die Wagen des Trecks über die Prärie. Voran ritten zwei Männer: Der Aufseher, ein großer, blonder Mann, der später der berühmteste Mann im Westen werden sollte und nur noch Old Shatterhand genannt wurde. Neben ihm ritt der schwarzbärtige Bullock, Santers Freund. Der Wagenzug näherte sich bereits dem Ziel. Aber noch war das Jagdgebiet der Kiowa-Indianer zu passieren. Das war gefährlich, und es hieß aufpassen. Drei Reiter näherten sich, und der Aufseher ließ anhalten. Einer der drei, er hieß Sam

Durch eine wagemutige Tat gelingt Old Shatterhand die AbwehrDie Gleisarbeiter räumen das Lager und ziehen nach Roswell

Im Ingenieurbüro verhandelt man über den Abbau der GleisanlageSam Hawkens und Old Shatterhand kämpfen um Einstellung der Bauarbeiten

Hawkens, warnte den Aufseher und Bullock vor Kiowa-Kriegern, die einen Überfall planten. Und richtig, schon war ihr wildes Kriegsgeschrei zu hören. Die Indianer griffen sofort an, wurden aber zweimal zurückgeschlagen. Nun schossen die Indianer Brandpfeile in die Zeltplanen der Wagen. Einer nach dem andern begann zu brennen. Die Indianer griffen von allen Seiten die dahinrasenden Wägen an. Jetzt hatte der Aufseher eine Idee. Er sprang auf den Pulverwagen und legte eine brennende Lunte an eine der Pulverkisten. Dann machte er sich mit dem Fuhrmann und den Pferden davon. Langsam rollte der Pulverwagen aus und blieb stehen. Beutelüstern kamen die Indianer heran. Sekunden später flog der Pulverwagen in die Luft. Viele Indianer kamen dabei um. Die übrigen flüchteten in rasendem Galopp. Der Wagenzug war gerettet.
Unterdessen hatte Winnetou erkundet, daß die Bahnlinie wirklich mitten durch das Land der Apatschen führen würde. Zornig machte er sich auf den Weg zum Pueblo, um seinem Vater, dem Häuptling Intschu-tschuna, zu berichten. Unterwegs fand er Schwarzer Adler tot und ausgeraubt. Er nahm ihn vor sich aufs Pferd und schwor sich, die weißen Eroberer streng zu bestrafen.

Der Zug hatte die Gelder mitgebracht, die man für die an diesem Tage fälligen Lohnzahlungen benötigte. Die Arbeiter standen in langer Reihe vor dem Haus Bancrofts, in welchem die Lohnzahlungen erfolgten. Old Shatterhand beobachtete unauffällig eine merkwürdige Tatsache: Alle Arbeiter, die ihr Geld bereits erhalten hatten, wurden von Santers Leuten in Empfang genommen und gruppenweise gleich in die Saloons geführt, um dann später, wenn der Alkohol gewirkt hatte, in den Spielsaal verfrachtet zu werden, wo sie dann den größten Teil der sauer verdienten Dollars loswurden.
Als man auch Jones und Hawkens mit lärmender Herzlichkeit auf den gleichen Weg schicken wollte, schoben die beiden die «Anreißer» unsanft zur Seite und gingen zu einer bescheidenen Bretterbude. Shatterhand folgte ihnen. Die drei Männer bestellten einen Whisky, den ihnen der Wirt Hasenpfeffer eilfertig aus einem Kruge ausschenkte.
Sam Hawkens kicherte Shatterhand zu: «Euch schickt der liebe Himmel zu uns, wenn ich mich nicht irre!» Der blonde Riese nickte lächelnd. Ein kurzes Gespräch wurde nun geführt. Hawkens und Jones hatten heimlich eine Botschaft über den Telegrafen geschickt, in welcher sie über die unhaltbaren Zustände in Tascona und andere Mißstände berichteten. Die Unterhaltung wurde unterbrochen, da einige Leute Santers erschienen, um zu verhindern, daß Hasenpfeffer Feuerwasser verkaufe. Als sie die drei Männer aufforderten, den Saloon aufzusuchen, wenn sie etwas trinken wollten, packte Jones den Wortführer und warf ihn gegen den Stall. Um kein weiteres Aufsehen zu erregen, trennten sie sich dann. Hawkens und Jones fuhren an ihre Arbeitsstätte zurück, während Old Shatterhand begann, sich im Ort umzusehen.
Zuerst begab sich Old Shatterhand in das Büro des Ingenieurs. Bancroft behandelte den Unbekannten sehr von oben herab. Als dieser aber erklärte, schon als Geometer Erfahrungen gesammelt zu haben, forderte er ihn auf, sich bei Bill

Reporter Tuff-Tuff muß vor dem Schurken Santer ein unfreiwilliges Tänzchen machenSanter und Old Shatterhand bei einer Auseinandersetzung über den Gleisabbruch

Santer bedroht seinen ahnungslosen Ingenieur BancroftWinnetou will eine friedliche Aussprache mit den «Bleichgesichtern» herbeiführen

Jones zu melden, der ihn bestimmt gebrauchen könne. Im Büro hing ein großer Plan des Abschnittes Tascona. Auf der eingezeichneten ersten Bahnlinie sah man, daß sie im großen Bogen um das Territorium der Apatschen herum geführt werden sollte. Eine zweite - sichtlich später darüber gezeichnete Linie führte kerzengerade durch das Indianergebiet. Als Old Shatterhand eine diesbezügliche Frage stellte, wich Bancroft aus. Aber Santer, der hereinkam, erklärte klipp und klar: «Jawohl, wir haben die Streckenführung geändert! Man spart so Zeit, Material und Geld!» In wessen Taschen dieses Geld fließen sollte, sagte er nicht. Als Old Shatterhand auf die Gefahr hinwies, daß die Indianer sich zur Wehr setzen könnten, winkte Santer verächtlich ab. Mit ein paar «dreckigen Roten» werde man schnell fertig werden! Dann ging Old Shatterhand. Santer sah ihm nach. Sein Mißtrauen war erbacht! Und wenn diesem Gewaltmenschen jemand gefährlich erschien, dann handelte er sofort!
Als Old Shatterhand nurn erlebte, wie man im Saloon, wo eine Musikkapelle spielte, die Arbeiter betrunken machte, um sie dann in den Spielsaal zu verfrachten und sie dort auszuplündern, als er erkannte, daß man das «Spielerglück» auf die schamloseste Art «korrigierte», griff er ein! Er sagte den Arbeitern die Wahrheit, und als man über ihn herfallen wollte, kam es zum zweiten Zusammentreffen mit Santer. Diesmal zog Santer den kürzeren. Aber Old Shatterhand gewann einen Todfeind, der vor keiner Untat zurückschreckte.
Beim Wirt Hasenpfeffer kaufte Old Shatterhand ein Pferd. Als er die Stadt verlassen wollte, schlug Santer zu. Dieser Falle entging Old Shatterhand nur, weil Hawkens mit seinen beiden ständigen Begleitern zurückgekehrt war und ihm half. Santer aber befahl seinen Leuten, sich am nächsten Morgen bereitzuhalten, um Old Shatterhand endgültig zu erledigen.

Old Shatterhand ritt nun ins Zeltlager der Bahnarbeiter. Hier regierte die harte Arbeit Bill Jones, der leitende Ingenieur, war ein hochanständiger Mensch, der sich jedoch gegen die Machenschaften Santers, der von seinem Vorgesetzten Bancroft geschützt wurde, nicht wehren konnte. Sam Hawkens und seine beiden stummen Begleiter waren zuverlässige Helfer. Bei einer gemeinsamen Beratung erfuhr Old Shatterhand, daß sich auch unter den Arbeitern bezahlte Kreaturen Santers befanden, die dafür sorgten, daß sich kein Widerstand gegen ihren Herrn und Meister erhob. Old Shatterhand gab kraft seines Auftrages als Aufseher die Anweisung, die Bahnlinie wieder in der alten Form abzustecken und den Vertrag mit den Apatschen nicht zu verletzen.

Winnetou war mit dem toten Schwarzen Adler ins Pueblo zurückgekehrt. Wut und Rachedurst erwachten in den Apatschen, als sie ihren toten Bruder sahen. Während die Toten-

Winnetou und Klekih-petra protestieren gegen den Gleisbau durch ihre JagdgründeZusammen mit den Bleichgesichtern wird über den Abbau verhandelt

Zur friedlichen Verhandlung kommt Santer und stiftet UnfriedenKlekih-petra will Winnetou schützen und wird selbst tödlich verletzt

trommeln dröhnten, erzählte Winnetou seinem Vater und Klekih-petra, was geschehen war. Klekih-petra war ein Weißer, der seit langer Zeit bei den Apatschen lebte. Er hatte Winnetou und seine Schwester Nscho-tschi, das bedeutet Schöner Tag, erzogen und sie seine Sprache gelehrt. «Blut ruft nach Blut!» rief Intschu-tschuna, als Winnetou geendet hatte. «Wir können nicht tatenlos zusehen, wie die Bleichgesichter unsere Krieger töten und uns Land und Gold rauben! Auf zum Krieg!» Aber Klekih-petra besänftigte den wütenden Häuptling. Er riet: «Wir sollten versuchen, mit den Weißen zu verhandeln. Es gibt auch rechtdenkende Weiße, und vielleicht können wir von ihnen unser Recht ohne Krieg erhalten.» Intschu-tschuna befolgte den Rat seines alten weißen Freundes. Winnetou und Klekih-petra sollten ins Bahnarbeiterlager reiten, um zu verhandeln. Dort verlangten sie von Sam Hawkens, der mit ihnen sprach, daß die Weißen noch am gleichen Tage ihr Gebiet zu verlassen hätten. Während der Verhandlung tauchte Santer auf. Old Shatterhand erklärte ihm: «Winnetou fordert im Namen seines Vaters, des Häuptlings Intschu-tschuna, daß der mit den Apatschen geschlossene Vertrag gehalten wird.» Aber Santer spottete: «Wie, er fordert? Seit wann hat eine dreckige Rothaut etwas zu fordern, he?» Mit dem Fuß stieß er verächtlich nach Winnetou. Aber dieser schnellte blitzschnell hoch und schlug Santer mit einem wuchtigen Schlag nieder. Im Liegen zog Santer seinen Revolver und schoß. In letzter Sekunde konnte sich Klekih-petra vor Winnetou werfen. Ihn trafen Santers Schüsse. Tödlich verwundet brach er zusammen. Winnetou beugte sich über ihn, aber er konnte kein Wort mehr sagen. Da packten Santers Leute Winnetou, warfen ihn quer über ein Pferd und galoppierten mit ihm davon. Santer folgte ihnen. Über die Schulter zurückblickend schrie er Old Shatterhand haßerfüllt zu: «Wir sehen uns noch!» - «Darauf könnt ihr euch verlassen», rief Old Shatterhand seinem davonreitenden Feind nach. - Alles war so schnell gegangen, daß Old Shatterhand nichts hatte tun können, um Klekih-petra und Winnetou zu retten. Nun beugte er sich über den Sterbenden. «Rettet Winnetou, werdet Freunde», stammelte dieser, dann fuhr seine Seele in die ewigen Jagdgründe auf. Old Shatterhand schloß ihm die Augen und begann sogleich zu überlegen, wie er Winnetou aus Santers Gewalt befreien könnte? Santer brachte seinen Gefangenen ins Kiowa-Lager vor den Häuptling Tangua. Dieser frohlockte: «Große Freude bereitet es mir, diesen hier gefangen zu sehen. Er ist unser Todfeind. Drei meiner besten Krieger hat er erschlagen, als wir uns die Pferde der Apatschen holen wollten.» Santer kaute an seiner Zigarre. «Ich schenke ihn dir, mach mit ihm, was du willst», sagte er dann zu Tangua. Damit hatte er Winnetous Schicksal besiegelt. «Morgen, bevor die Sonne aufsteigt, soll Winnetou am Marterpfahl sterben», bestimmte Tangua. «Übereile nichts», mischte sich Santer ein, «bevor er stirbt, soll er dir noch sagen, wo das Gold der Apatschen liegt.»

Old Shatterhand wußte, daß es das wichtigste war, Winnetou zu befreien. Nur dadurch konnte er den Apatschen beweisen, daß er ihr Freund war. Er faßte einen tollkühnen Plan. Nachts wollte er ins Lager der Kiowas eindringen und Winnetou

Santer schreckt vor keiner bösen Tat zurück. Wer ihm nicht paßt, wird erschossenDen Banditen gelingt es, Winnetou zu überwältigen

Winnetou wird gefangengenommen und abgeführtAm Marterpfahl der Kiowas sinnt Winnetou über Rettung nach

befreien. Seine Gefährten rieten ihm von dem gefährlichen Unternehmen ab. Aber Winnetou hatte ihm einen so tiefen Eindruck gemacht, daß er auf alle Fälle versuchen wollte, ihn zu retten.
Lange nach Einbruch der Dunkelheit machte er sich mit zwei Pferden auf den Weg. Das eine trug die Leiche von Klekih-petra, auf dem andern ritt Old Shatterhand. Lautlos näherte er sich dem Lager der Kiowas. Die Krieger saßen um ein großes Lagerfeuer und bereiteten die Hinrichtung Winnetous vor. Ein großes Fest sollte das werden. Mehrere Krieger bewachten den gefesselten Winnetou. Um keinen Preis durfte er ihnen entkommen. «Ihr sollt an seiner Stelle an den Marterpfahl kommen, wenn er euch entwischt», hatte ihnen Tangua gedroht. Deshalb waren sie sehr wachsam und kontrollierten immer wieder die Stricke, mit denen Winnetou so gefesselt war, daß er sich nicht bewegen konnte.
Unhörbar näherte sich Old Shatterhand dem ersten Wächter und streckte ihn mit einem furchtbaren Faustschlag zu Boden. Dann nahm er dem am Boden liegenden seine Decke weg und warf sie sich selber über die Schultern. So war er notdürftig als Indianer verkleidet und näherte sich dem zweiten Wächter. Auch dieser ließ sich überraschen und wurde lautlos zu Boden gestreckt. Den übrigen Wächtern erging es gleich. Mit wenigen Sätzen war nun Old Shatterhand bei Winnetou und zerschnitt seine Fesseln. Bevor er sich leise auf den Rückweg machte, löste er die Kette aus Bärenkrallen von Winnetous Hals und steckte sie ein. Vielleicht war er eines Tages froh darüber, etwas zu besitzen, das bewies, daß er Winnetou befreit hatte. Denn er hatte sich Winnetou von hinten genähert, und dieser hatte seinen Retter nicht erkannt. Das wußte Old Shatterhand genau.
Nachdem seine Fesseln gefallen waren, wartete Winnetou noch eine Weile unbeweglich. Dann schlich er tief geduckt zum Pferdelager der Kiowas und lockte seinen Rappen, den Santer und seine Leute ebenfalls geraubt hatten. Sofort erkannte ihn das edle Tier und kam lautlos heran. Winnetou bestieg es und ritt seinem Pueblo am Rio Pecos zu. Nicht weit vom Kiowa-Lager entfernt traf er ein Packpferd, das an einen Baum gebunden, ruhig in der Dunkelheit stand. Vorsichtig näherte er sich ihm. Da bemerkte er zu seinem größten Erstaunen, daß es die Leiche Klekih-petras trug. Er konnte sich nicht erklären, ob das ein Zufall war, oder ob es mit seiner geheimnisvollen Rettung zusammenhing. Er band das Packpferd los und führte es mit sich. Sehr nachdenklich ritt er durch die Nacht seinem Pueblo zu. Er wußte, bald würde er mit vielen hundert Kriegern zurückkommen, um das erlittene Unrecht zu rächen.

Genau das erklärte Old Shatterhand den Arbeitern im Zeltlager und ließ es durch Bill Jones überall verkünden. Es gab nur eine Rettung, dem sicheren Tod zu entgehen und die Vernichtung der geleisteten Arbeit zu verhindern: Santer mußte beseitigt werden! Nun schied sich die Spreu vom Weizen, die anständigen Arbeiter von den bezahlten Leuten Santers. Diese wurden schnell überwältigt. Nun zog Old Shatterhand mit den Arbeitern nach Roswell, um Santer und seine Bande zu vernichten.

Old Shatterhand befreit Winnetou, ohne daß dieser seinen Retter erkenntIm Saloon bricht eine wilde Schlacht aus. Aber Old Shatterhand macht seinem Namen alle Ehre

Einer der gewalttätigen Gegner hat bereits mit der berühmten «Schmetterfaust» Bekanntschaft gemachtSanter und seine Bande reiten in Roswell ein

Die Nachricht, daß Old Shatterhand das Bahnarbeiterlager abgebrochen hatte und auf dem Wege nach Roswell war, sprach sich in dem Präriehof bald überall herum. Santer wußte, daß er sich jetzt seiner Haut wehren mußte und befahl Bullock: «Geh zu Tangua und hole ihn mit seinen Kriegern zu Hilfe! Aber beeile dich, die Gefahr naht!» Aber Bullock schüttelte den Kopf: «Nein, Santer, Tangua wird uns nicht helfen. Winnetou ist ihm entkommen, und nun fürchtet er die Rache der Apatschen. Er ist mit seinen Kriegern geflohen.» Santer fluchte: «Das hat uns dieser neue Aufseher eingebrockt. Wir können nichts mehr machen, wir müssen fliehen, vorläufig wenigstens. Er sammelte seine Leute um sich und floh mit ihnen im Galopp über die einzige Straße des Ortes, dem Bahndamm zu. Dort stießen sie auf die Arbeiter. Sofort riß Santer sein Pferd herum und floh in der entgegengesetzten Richtung. Aber auch hier wurde er von den Arbeitern mit einer wohlgezielten Salve empfangen. «Zurück zum Gasthaus!» befahl er jetzt. Hinter den Fenstern des Hauses verschanzte er sich dann mit seinen Kumpanen. Gegenüber gingen die Arbeiter in Stellung.
Der Kampf begann, Schüsse fielen, Bancroft, der sich gegen Santer erheben wollte, wurde erschossen. Aber auch Bullock glaubte nicht mehr unbedingt an Santer. «Was willst du eigentlich?» brummte er, «wir müssen uns früher oder später ergeben, sie sind stärker als wir.» Aber Santer wollte das nicht zugeben. «Wir haben noch 50 kg Sprengstoff», erklärte er, «den holen wir uns. Wir graben einen unterirdischen Gang bis zum Lager, und wenn wir die ganze Nacht schuften müssen!» Sofort wurde mit dem Graben des Stollen begonnen.
Draußen meinte Sam Hawkens zu Old Shatterhand: «Zünden wir die alte Bude doch einfach an!» Aber Old Shatterhand war nicht einverstanden. Er hatte einen andern Plan. Er gab Hawkens genaue Anweisungen und schwang sich auf sein Pferd. «In vier Stunden bin ich zurück, bis dahin müßt ihr fertig sein!» rief er Hawkens noch zu.
Einige Stunden später hatten die Banditen den Sprengstoff erreicht und machten nun kleine Bomben daraus. Sie achteten nicht darauf, was draußen geschah. So bemerkten sie nicht, daß die Bahnarbeiter die Bahnschienen bis dicht vor das Wirtshaus (Saloon) verlängert hatten. Nun standen sie in Deckung und warteten auf Old Shatterhand. Bald war von weitem der schwarze Rauch einer Lokomotive zu sehen. «Sie kommt», flüsterte einer mit einem breiten Grinsen.
Old Shatterhand war zur nächsten Station geritten und hatte dort eine Lokomotive geholt. Mit ihr kam er nun angedampft. Er stellte den Hebel auf Volldampf, als Roswell in Sicht kam. Dann sprang er von der Lokomotive ab. Pfeifend und qualmend raste die Maschine mit voller Kraft in die Wand des Wirtshauses, das wie ein Kartenhaus zusammenstürzte. Gleichzeitig explodierte der Sprengstoffvorrat der Banditen. Die Trümmer des Wirtshauses flogen krachend und berstend in die Luft. Mit erhobenen Händen kamen die Banditen aus den stürzenden Trümmern herausgerannt und ergaben sich alle. Nur einer war nicht dabei: Santer. Er war durch den unterirdischen Gang entkommen und konnte nicht aufgefunden werden.

Mit gezielten Gewehrschüssen verteidigen sich Old Shatterhand und seine LeuteDie Bahnarbeiter besetzen die Ausgänge Roswells, um Santer einzukesseln

Der frühere Campleier, Bill Jones, versucht sich zu versteckenBill Jones ist verletzt worden und wird von Old Shatterhand durch einen vorgeschobenen Wagen geschützt

Die Arbeiter konnten sich ihres Sieges nicht lange freuen. Als sie noch auf der Suche nach Santer waren, ertönte aus vielen hundert Kehlen das gellende Kriegsgeschrei der Apatschen. Intschu-tschuna und Winnetou waren mit ihren Kriegern gekommen, um blutige Rache an den Bleichgesichtern zu nehmen. Überall wimmelte es plötzlich von Indianern zu Pferd und zu Fuß. Sie streckten gnadenlos jedes Bleichgesicht nieder, das sie erreichen konnten. In letzter Sekunde konnte sich Old Shatterhand hinter einer Barrikade aus umgestürzten Wagen verschanzen. Aber die Indianer warfen Lassos über Deichseln und Räder, die Pferde zogen an, und schon flog die Barrikade auseinander. Nun hieß es ums nackte Leben kämpfen. Sogar Old Shatterhands Kräfte begannen zu erlahmen.
Intschu-tschuna hatte die Bleichgesichter wiedererkannt, die bei der Ermordung Klekih-petras dabei waren! Er hob den Arm und gebot seinen Kriegern, die Waffen zu senken. Dann bot er den noch Lebenden freien Abzug an, wenn sie gelobten, nie wieder den Fuß auf das Land der Apatschen zu setzen, und wenn sie Old Shatterhand und seine Freunde ihm überließen. Die Männer wollten dieses Opfer nicht annehmen, aber Old Shatterhand zwang sie, zu gehen. Dann drang der Häuptling auf ihn ein, während die Krieger Sam Hawkens und seine beiden Freunde überwältigten. Old Shatterhand tat in dem nun entbrennenden Zweikampf alles menschenmögliche, um den Häuptling zu schonen. Als er aber an der linken Hand verwundet wurde und die Schläge des Häuptlings nicht mehr parieren konnte, schlug er ihn mit einem gewaltigen Faustschlag zu Boden. Er beugte sich über ihn, da entging er mit knapper Not einem furchtbaren Tomahawkhieb.
Winnetou war zurückgekommen und glaubte, daß sein Vater getötet worden sei. Ein entsetzlicher Kampf auf Leben und Tod entbrannte zwischen ihm und Old Shatterhand. Als Winnetou seinen Gegner ansprang, schleuderte dieser ihn über sich hinweg zu Boden. Die Krieger wollten eingreifen, aber ein Wort Winnetous scheuchte sie zurück. Weiter ging das Ringen. Als ein Messerstich des Apatschen Old Shatterhand in den Hals traf, packte er Winnetou mit letzter Kraft drückte ihm den Hals zu, bis der Körper schlaff wurde, und traf ihn mit seinem Schmetterschlag gegen die Schläfe. Dann verlor auch er die Besinnung.
Als Old Shatterhand aus seiner langen Ohnmacht erwachte, befand er sich als Gefangener in den Händen der Apatschen. Auch Hawkens und seine beiden Freunde warteten auf den Tag, wo man sie an die Marterpfähle binden würde. Auf Befehl Winnetous übernahm seine Schwester Nscho-tschi die Pflege des schwerverwundeten Old Shatterhand. Die junge Indianerin fühlte sich - genau wie ihr Bruder - zu dem Todfeind ihres Stammes und dem vermeintlichen Mörder Klekih-petras hingezogen.

Vorsichtig zieht Old Shatterhand den Wagen aus dem Kampffeld. Aber Bill Jones ist schon totBancroft wird von Santer rücksichtslos niedergeschossen

Bancroft versucht den Schurken abzuknallen - aber der Colt ist schon leergeschossenÜber Nacht haben die Bahnarbeiter das Gleis verlängert, so daß die Lok direkt in den Saloon rast

Als Winnetou sich bei einem Besuch im Pueblo, wo Old Shatterhand lag, davon überzeugt hatte, daß alle seine Befehle genau ausgeführt wurden, teilte er dem Gefangenen mit, daß er ihn erst am Tage seines Todes wiedersehen werde.
Einige Tage später wachte Old Shatterhand mitten in der Nacht vom Dröhnen der Trommeln auf. Er fragte Nscho-tschi, die im Schein einer Öllampe an seinem Lager saß: «Was bedeutet dieser Trommelklang mitten in der Nacht?» Nscho- tschi antwortete: «Klekih-petra wird zum Baum des Todes getragen.» - «Haben eure Krieger Santer gefangen?», fragte Old Shatterhand weiter. «Winnetou sagte mir», erklärte Nscho-tschi, «Klekih-petras Mörder sei nicht unter den Toten in Roswell gewesen.» - «Und meine Freunde und Sam Hawkens, wo sind sie, wie geht es ihnen?» Das Mädchen sah ihn lange an und erklärte dann: «Sie sind unsere Gefangenen. Wir sorgen gut für sie. Sie bekommen im Überfluß von allem, was sie brauchen. Sie sollen stark werden, damit sie am Marterpfahl viele Marter ertragen können, ehe sie sterben.» - «So wie du», fügte sie nach einer Pause noch hinzu. Jetzt wußte Old Shatterhand, was ihn und seine Freunde erwartete. Aber er fragte weiter: «Was haben wir denn verschuldet? Santer hat doch Klekih-petra erschossen und Winnetou den Kiowas ausgeliefert.» Nscho-tschi dachte nach. Dann erklärte sie: «Ihr habt das Unrecht nicht verhindert, deshalb seid auch ihr schuldig am Tode Klekih-petras. So sagt es das Gesetz der Apatschen.» Doch Old Shatterhand widersprach: «Ich habe das Leben deines Bruders gerettet, indem ich ihn im Lager der Kiowas von seinen Fesseln befreite.» Aber Nscho-tschi fuhr ihn ärgerlich an: «Das lügst du, weil du Angst hast vor dem Tod am Marterpfahl. Und ich meinte, du seiest ein tapferer Mann.» Old Shatterhand gab sich nicht geschlagen. Er bat Nscho-tschi: «Sage deinem Bruder Winnetou, daß ich mit ihm sprechen muß. Ich kann ihm beweisen, daß ich sein Retter war.» - «Gut», versprach Nscho-tschi, «ich will es ihm sagen, doch ich warne dich! Winnetou verzeiht niemals eine Lüge.?» Am nächsten Tag betrat Winnetou Old Shatterhands Kammer und befahl Nscho- tschi, sie allein zu lassen.
«Was hast du mir zu sagen?», wandte er sich an seinen Gefangenen. Der Weiße antwortete: «Weiß Winnetou, wer ihn im Lager der Kiowas befreite?» - «Ja», erklärte der Apatsche, «Manitu war es, der große Geist, der mich rettete.» Old Shatterhand fragte nun: «Schenkst du meinen Freunden das Leben, wenn ich dir beweise, daß nicht Manitu, sondern ich dich rettete?» Winnetou brauste auf: «Das lügst du, du fürchtest dich vor dem Tode!» Ruhig erwiderte Old Shatterhand: «Ich lüge nie! In der Tasche meines Jagdrockes steckt eine Blechschachtel, wenn du sie öffnest, findest du darin den Beweis.» Doch Winnetou lachte verächtlich: «Dein Jagdrock blieb in Roswell zurück, wir zogen ihn dir aus, um das Blut zu stillen. Das weißt du genau und darum weiß ich, daß du lügst. Ich meinte, Old Shatterhand sei besser als die andern Bleichgesichter. Aber er ist nicht besser. - Am Tage deines Todes siehst du mich wieder.» Damit wandte er sich um und verließ den Raum.
Am nächsten Tag betrat Nscho-tschi Old Shatterhands Kammer mit sehr ernstem Gesicht. Sie trug die Schüssel mit dem

Unter ohrenbetäubendem Lärm stürzt der Saloon zusammenKaum können sich die Arbeiter ihres Sieges freuen, reiten schon die Apatschen auf Roswell zu

Die Tapferen kämpfen gegen die Bösen - Roswell wird zum SchlachtfeldIm Pueblo erwarten die Indianer die Heimkehr ihrer Krieger

Essen, vergaß aber, sie abzustellen und blieb damit gedankenverloren stehen. Der Gefangene nahm sie ihr ab und fragte: «Warum lächelst du heute nicht, Schöner Tag?» Das Mädchen erwiderte: «Morgen ist der Tag, da du meinen Bruder Winnetou wiedersehen sollst. Willst du mir jetzt eine Frage beantworten?» Auf Old Shatterhands Nicken hin fuhr sie fort: «Ist es wahr, daß du Winnetou aus den Händen der Kiowas befreit hast? Schwörst du es?» Old Shatterhand bestätigte fest: «Ich schwöre es.» Das Mädchen schaute ihn nachdenklich an und sagte dann leise: «Ich glaube dir.» Damit verließ Nscho-tschi den Raum. Draußen sah sie, daß die Krieger schon damit beschäftigt waren, die vier Marterpfähle aufzurichten. Die Trommeln riefen mit dumpfem Wirbel alle Apatschen zum Fest der Marterung. Auch Old Shatterhand mußte sie hören. Tränen traten Nscho-tschi in die Augen, und sie blieb stehen. Plötzlich straffte sich ihr Körper. Ihre Augen blitzten entschlossen. Ihr war eine Idee gekommen, die sofort ausgeführt werden mußte. Flink lief sie auf einige Krieger zu, die ihre Pferde ans Wasser führten. «Helft mir!», rief sie ihnen zu und warf sich auf den Rücken eines weißen Hengstes. «Wir reiten nach Roswell», befahl sie, «folgt mir!» Zwei Krieger schwangen sich auf ihre Pferde und folgten der in gestrecktem Galopp dahinjagenden Häuptlingstochter.

Im Pueblo der Apatschen sollte das Fest der Marterung beginnen. Old Shatterhand wurde aus seiner Hütte geholt und zu den Marterpfählen geführt. Er fand Sam Hawkens und die beiden anderen bereits an die Marterpfähle gebunden - während sich die jungen Krieger auf die große Stunde vorbereiteten, wo sie an den Gefangenen ihre Kunst, mit Messer und Tomahawk umzugehen, unter Beweis stellen durften. Old Shatterhand aber sollte auf Wunsch Winnetous die Ehre genießen, mit dem Häuptling Intschu-tschuna um sein Leben zu kämpfen. Old Shatterhands Aufgabe war folgende: Weit hinten an der Biegung des Flusses stand ein Totempfahl. Wenn es ihm gelänge, diesen schwimmend oder im Kanu zu erreichen, sollten er und seine Freunde frei sein. Old Shatterhand fand die Aufgabe einfach. «Was sollte mich hindern, den Pfahl zu erreichen?», fragte er. Winnetou antwortete ruhig: «Mein Vater Intschu-tschuna wird ein Loch in dein Kanu schlagen und dich verfolgen. Wenn dein Kanu vollgelaufen ist und sinkt, mußt du schwimmen. Holt dich Intschu-tschuna ein, bevor du den Pfahl erreichst, tötet er dich.»
«Was habe ich für Waffen», erkundigte sich Old Shatterhand. «Deine Schnelligkeit, das ist alles», bekam er zur Antwort. Die Aussicht, diese Aufgabe zu vollbringen, war winzig klein. Das wußte Old Shatterhand wohl. Nur eine List konnte ihm helfen. List ist ein bei den Indianern absolut ehrenhaftes Mittel, den Sieg zu erringen!
Old Shatterhand spielte vollendet den Feigling, der nicht weiß, ob er nun größere Angst vor dem kalten Wasser des Flusses oder vor dem Tomahawk des Häuptlings hat. Verächtlich wandte sich Winnetou von dem Mann ab, zu dem er sich einmal hingezogen fühlte. Aber dann nahm der Kampf einen für die Apatschen völlig unerwarteten Ausgang. Old Shatterhand ließ das fast vollgelaufene Boot kentern und erwartete dahinter versteckt den schnell näherkommenden

Nscho-Tschi, Winnetous Schwester, wartet auf die Rückkehr der KriegerDer beim Kampf verwundete Old Shatterhand wird von Nscho-tschi aufopfernd gepflegt

Nscho-Tschi fleht ihre Stammesältesten an, Old Shatterhand vor dem Marterpfahl zu rettenVerzweifelt versucht Nscho-Tschi, Winnetou  von der Unschuld Old Shatterhands zu überzeugen

Häuptling. Als die beiden zusammentrafen, entspann sich ein harter Kampf. Old Shatterhand versuchte vergeblich, den Häuptling mit einem Schlag zu lähmen.. Dieser wich geschickt aus und griff seinerseits immer wieder an. Endlich gelang es Old Shatterhand, seinen Gegner mit einem seiner berühmten Schmetterhiebe kampfunfähig zu machen. Er schleppte ihn ans Ufer und legte ihn dort nieder. Nun stürzten sich die Apatschen mit einem Wutgeheul mit ihren Mustangs in das Wasser, um Intschu-tschuna, den sie tot glaubten, zu rächen. Erst als ihnen Old Shatterhand sagte, daß er nicht tot sei und bald wieder ins Leben zurückkehren werde, ließen sie von ihm ab. Winnetou schloß Freundschaft mit Old Shatterhand und ließ auch die drei anderen Gefangenen frei!
Die Apatschenkrieger waren enttäuscht, daß es nun kein Marterungsfest geben sollte. Aber sie wagten es nicht, Winnetou zu widersprechen. Auf seinen Wink hoben sie den bewußtlosen Intschu-tschuna auf und trugen ihn zum Pueblo zurück. Ihnen voran gingen Winnetou und Old Shatterhand Seite an Seite. Vor der Häuptlingshütte wurden sie von Nscho-tschi ungeduldig erwartet. Als sie sie erblickte, lief sie ihnen entgegen, eifrig ein Kleidungsstück über dem Kopfe schwenkend. «Hier ist dein Jagdrock, Old Shatterhand, niemand darf dich einen Lügner nennen!», rief sie laut. Der Weiße griff voll Erstaunen nach dem Rock und fragte dabei: «Wo hast du ihn denn her?» Stolz erwiderte Nscho-tschi: «Ich habe ihn in Roswell geholt, ich konnte es nicht ertragen, daß sie dich Lügner hießen.» Dankbar blickte Old Shatterhand der Häuptlingstochter in die Augen. Dann griff er in die linke Tasche des Jagdrockes und zog eine längliche Blechschachtel heraus. Er hielt sie Winnetou hin mit den Worten: «Öffne sie.» Wortlos gehorchte Winnetou. Er fand in der Schachtel seine Kette aus Bärenkrallen, die er seit seiner Gefangenschaft bei den Kiowas vermißt hatte. «Ich muß mich vor dir schämen, weißer Bruder, daß ich deinen Worten nicht Glauben schenkte», sagte er zu Old Shatterhand.
Einige Stunden später dröhnten wieder die Trommeln der Apatschen. Diesmal riefen sie nicht zu einem Marterungsfest, sondern zum Feste der Verbrüderung zwischen dem Indianer Winnetou und dem Weißen Old Shatterhand. Die Krieger saßen im Kreise, auch Sam Hawkens und die beiden andern waren unter ihnen. Intschu-tschuna trat in den Kreis und sprach würdevoll zu Old Shatterhand: «Ich habe von Winnetou alles gehört. Ihr seid frei und werdet mir gewiß verzeihen, was ich euch angetan habe. Du, weißer Bruder, bist ein tapferer und listiger Krieger und wirst noch manchen Feind besiegen. . Wer dich zum Freunde macht, ist klug. Willst du die Friedenspfeife mit uns rauchen?» Old Shatterhand antwortete ohne sich zu besinnen: «Ja, ich will euer Freund und Bruder sein.»

Der von Santers Leuten erschossene Klekih-petra wird nach Stammessitte beigesetztWinnetou fordert Old Shatterhand zum Zweikampf

Am Marterpfahl gefesselt, erwartet Old Shatterhand sein SchicksalIn einem lecken Kanu muß Old Shatterhand den Totempfahl jenseits des Flusses erreichen

Das Bleichgesicht setzte sich nun mit Intschu-tschuna, Winnetou, Nscho-tschi und den Stammesältesten in den Kreis der Krieger. Feierlich entzündete der Häuptling die Friedenspfeife. Er zog den Rauch ein und blies ihn dann zuerst gen Himmel, darauf zu Boden und zuletzt in alle vier Himmelsrichtungen. Dann gab er die Pfeife an Old Shatterhand weiter. Dieser führte genau die gleiche Zeremonie aus, und nach ihm taten dies auch Winnetou und Nscho-tschi.
Dann ergriff Intschu-tschuna das Wort. Mit den Händen auf Winnetou und Old Shatterhand weisend, sprach er: «Nun sollen eure Seelen ineinander übergehen und eine einzige Seele bilden. Was Old Shatterhand denkt, sei fortan auch Winnetous Gedanke, was Winnetou will, sei auch Old Shatterhands Wille. Und nun vermischt euer Blut, denn die Seele lebt im Blute.» Winnetou und Old Shatterhand traten einander gegenüber, schoben die Ärmel zurück und ritzten mit einem Messer ihren Unterarm, bis Blut floß. Jetzt legten sie Arm an Arm, so daß sich ihrer beider Blut mischte. Darauf verkündete Intschu-tschuna: «Du, Old Shatterhand, bist nun wie Winnetou mein Sohn und ein Krieger unseres Stammes. Alle Stämme unseres Volkes werden dich als Häuptling der Apatschen ehren.» Old Shatterhand sah Winnetou fest in die Augen und sprach: «Mein Bruder!» Winnetou wiederholte diese Worte: «Mein Bruder.» Old Shatterhand erhielt von Winnetou einen edlen Rappen geschenkt, den er Hatatitla, das heißt Blitz, nannte. Eines Tages kamen sie auf einem Ritt am Baum des Todes vorbei, der die Überreste Klekih-petras trug. Hier gelobte Winnetou: «Wenn der Mond im Osten steht, werden wir aufbrechen und nicht zurückkehren, bis sein Mörder bestraft ist.» Old Shatterhand lernte nun durch Winnetou und dessen Schwester nicht nur das Leben der letzten freien Indianer kennen, sondern wurde auch in die Geheimnisse des Fährtenlesens und aller Künste, die ein indianischer Krieger beherrschen mußte, eingeweiht.
Als eines Tages der Händler und Wirt Hasenpfeffer mit seinem Eselswagen auftauchte; um mit den Apatschen Handel zu treiben, kaufte Old Shatterhand von ihm ein silbernes Kettchen, das er der Schwester Winnetous zum Dank für die aufopfernde Pflege während seiner Verwundung zum Geschenk machte. Die Freude, die Nscho-tschi über diese kleine Aufmerksamkeit an den Tag legte, zeigte, daß sie mehr für ihn empfand, als es der Brauch jedem Gastfreund gegenüber forderte. Intschu-tschuna und Winnetou ließen klar erkennen, daß sie es gerne sähen, wenn sich Old Shatterhand noch fester an den Stamm der Mescaleros-Apatschen binden würde.
Am Tag, als Winnetous Schwester Old Shatterhand die selbst gefertigte Lederkleidung, die er von da an für immer trug, zum Geschenk machte, fragte ihn der Freund: «Liebst du Nscho-tschi?» Ohne zu zögern antwortete Old Shatterhand: «Ich liebe sie von ganzem Herzen wie meine Schwester.» Winnetou senkte den Blick. Er wußte, daß Nscho-tschi dem Freund viel mehr entgegenbrachte als nur schwesterliche Zuneigung. Auf alle Fälle wollte man aber Nscho-tschi den Wunsch erfüllen, einige Zeit in St. Louis unter Weißen zu leben, um deren Art und Gebräuche genau kennenzulernen. Welcher Gedanke sich hinter dieser Bitte verbarg, war leicht zu erkennen.

Old Shatterhand muß sich unter den Augen der Apatschen einem Gottesurteil aussetzen: Zweikampf im BootDie scharfen Augen Winnetous beobachten jede Kampfgeste genau

Nun ist auch der Beweis für Old Shatterhands Unschuld erbracht. Winnetou schließt Blutsbrüderschaft mit ihmNscho-Tschi und Old Shatterhand haben sich während seines Aufenthaltes im Pueblo lieben gelernt

Vorerst aber hatte Old Shatterhand den Auftrag zu erfüllen, der ihn nach Tascona geführt hatte. Als nun Sam Hawkens, der bald nach seiner Befreiung dorthin zurückgekehrt war, Nachricht gab, daß die Arbeiten unter der Führung von Bill Jones wieder aufgenommen worden waren, entschloß er sich, sofort aufzubrechen. Es gelang ihm, Winnetou davon zu überzeugen, daß die Eisenbahn auf jeden Fall gebaut werde und versprach ihm, dafür zu sorgen, da8 diesmal der Vertrag nicht wieder gebrochen würde. So brächen die beiden Freunde gemeinsam zur Bahnlinie auf. Als sie sich dem Punkt näherten, von dem aus Winnetou damals den Bau der Bahn beobachtet hatte, entdeckte Winnetou verdächtige Spuren. Hier hatten etwa zwanzig Männer ein Lager aufgeschlagen gehabt, um von diesem hochgelegenen Punkt aus beobachten zu können, was in Roswell vor sich ging. Eine frische, nach Westen abbiegende Spur zeigte, daß die Reiter, wenn sie die Richtung einhielten, die Eisenbahnstrecke einige Meilen vor Roswell kreuzen würden. Winnetou folgte dieser Spur, während Old Shatterhand nach Roswell ritt.
Nur wenige Arbeiter waren an der Strecke tätig. Eine wesentlich größere Zahl bewachte sie schwer bewaffnet. Auch Old Shatterhand wurde mit Mißtrauen empfangen, bis Bill Jones kam und ihn freundlich begrüßte. Old Shatterhand brachte und empfing gute Neuigkeiten. Bill Jones zeigte ihm die neue Linie, die sich genau an den ursprünglichen Plan hielt! Old Shatterhand übermittelte ihm nun das Friedensangebot Winnetous, der mit seinem Stamm das Kriegsbeil wieder begraben wollte. Alles wäre nun zum besten gelöst gewesen, wenn nicht eine neue Sorge aufgetaucht wäre. Als nämlich Nscho-Tschi und Old Shatterhand haben sich während seines Aufenthaltes im Pueblo lieben gelernt.
Old Shatterhand von den Spuren erzählte, die Winnetou entdeckt hatte, wurde Jones hellhörig. Der Telegraf hatte gemeldet, daß Santer einen Teil seiner Leute wieder gesammelt hatte und irgendwo in den Bergen lagerte.
Seit mehreren Stunden war die telegrafische Verbindung zwischen Tascona und der nächsten Station unterbrochen! In einigen Stunden erwartete man mit dem Bauzug die erheblichen Lohngelder! Welche Verbindung bestand zwischen diesen beiden Tatsachen und Santer? Old Shatterhand übernahm es, diese Frage mit Winnetou zu klären. Er brach sofort auf und folgte dem Schienenstrang.

In der Zwischenzeit hatte Winnetou dort, wo die Spur, der er gefolgt war, die Strecke erreichte, die Blockstelle zerstört, den Beamten ermordet und die Telegrafenleitung unterbrochen gefunden! Als Old Shatterhand kam, übersahen die Freunde die Situation sofort. Santer war wieder am Werk. Da er Roswell und damit seine Einnahmequelle verloren hatte, wollte er den Bauzug überfallen und sich in den Besitz der Lohngelder setzen! Die Zeit drängte. Die Freunde entschlossen sich, allein zu handeln, da es zu lange dauern würde, Hilfe aus Roswell zu holen. Winnetou und Old Shatterhand griffen nun zum erstenmal gemeinsam ein, um ein Unrecht zu verhüten.
Wenige Kilometer von der Blockstelle entfernt dampfte der Bauzug über die Strecke. Das stählerne Band der Schienen trug die Botschaft seines Kommens über viele Kilometer bis zu Santer, der mit seinen Leuten im Hinterhalt lag. Sie waren

Winnetous Schwester verspricht ihrem Freund, in St. Louis eine Schule zu besuchen und dann mit ihm zu ziehenOld Shatterhand und Winnetou reiten zum Nugget-tsil

Old Shatterhand folgt den Spuren Santers, den «Bärentöter» fest in der HandWinnetou und Nscho-tschi bewachen das Goldversteck, in dem die Nuggets für die Reise liegen

noch damit beschäftigt, Dynamitladungen an den Schienen zu befestigen. Die Zündschnüre, die sie zur Explosion bringen sollten, waren aber noch nicht entzündet.
Langsam arbeiteten sich Winnetou und Old Shatterhand an die Stelle, wo der Überfall stattfinden sollte, heran. Als das Geräusch des herannahenden Zuges sehr laut und deutlich zu hören war, gab Santer den Befehl, die Lunten zu zünden. Als das geschehen war, brachten sich die Leute in Sicherheit, um nicht von der Explosion mit erfaßt zu werden. Näher kam der Zug. Nur noch einen kurzen Weg hatten die Funken an den Zündschnüren zurückzulegen! Nun begannen sich die Ereignisse zu überstürzen. Die beiden Freunde hatten buchstäblich bis zum letzten Augenblick gewartet, um Santer keine Möglichkeit zu lassen, einzugreifen. Noch 50 Meter - noch 30 Meter - jetzt jagten sie heran - sprangen von den Pferden - rannten zu den Schienen - rissen die Dynamitladungen mit den brennenden Zündschnüren heraus - warfen sie nach beiden Seiten - dorthin, wo Santer und seine Leute im Hinterhalt lagen! So exakt war alles zeitlich berechnet, daß der Zug genau in dem Augenblick den kritischen Punkt passierte, als die Wucht der Explosion die Männer Santers zerfetzte. Als die beiden Freunde mit dem Zug in Roswell eintrafen, wurden sie jubelnd empfangen. Jetzt hatte Old Shatterhand Mission erst ganz erfüllt. Jetzt war er frei, zu tun und zu lassen, was er wollte. Sam Hawkens und seine stummen Begleiter würden Bill Jones mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Nscho-tschi hatte die Erlaubnis bekommen, einige Zeit in St. Louis zu leben. Das würde aber Geld kosten. Bevor man das Mädchen in die Stadt brachte, wollte man noch zum Goldberg, dem Nugget-tsil, reiten, um Nscho-tschi mit dem kostbaren Metall reichlich zu versehen. Früh morgens brach ein langer Zug von Reitern vom Pueblo auf. Intschu-tschuna, Old Shatterhand, Winnetou und Nscho-tschi ritten an der Spitze. Die Krieger folgten. Keiner der Apatschen bemerkte, daß hoch über ihnen, am Rande der Schlucht, drei Männer von ihren Pferden sprangen und sie beobachteten. Es waren Santer, Bullock und ein dritter, der die Schlacht in Roswell überlebt hatte. «Sie werden eine breite Spur hinterlassen,» sagte Santer, «wir werden ihnen ohne Mühe zum Goldlager folgen und es ausrauben können.»
Am ersten Lagerfeuer erfuhr Old Shatterhand, daß selbst er nicht dabei sein durfte, wenn der Häuptling mit Winnetou und Nscho-tschi in die Goldschlucht ritt. Man erzählte ihm auch, daß man in alten Zeiten bereits Vorsorge getroffen hatte, etwaige Eindringlinge zu vernichten: Zu beiden Seiten der

Im Hinterhalt lauert Santer - seine Kugel trifft das wehrlose Indianer-mädchenIn tiefer Trauer beugt sich Winnetou über seine sterbende Schwester

Erschüttert hält Old Shatterhand seine tote Freundin im ArmSanter findet sein verdientes Ende: Vom Felsen stürzt er in die Speere der Indianer

Schlucht lagen riesige Gesteinsmassen aufgestaut, die leicht in Bewegung gesetzt werden konnten, um den Zugang zu verschütten !
An diesem Abend sprach Old Shatterhand noch einmal mit Nscho-tschi. Er sprach über ihre Zukunft und ahnte nicht, daß es die letzten Worte waren, die er mit dem schönen Indianermädchen wechseln sollte.
Als der Morgen kam, brach der Zug auf. Am Nugget-tsil mußte Old Shatterhand zurückbleiben. Auch die Krieger warteten hier auf die Rückkehr ihres Häuptlings. Jäh und unerwartet kam der Überfall Santers. Viele indianische Krieger fielen unter den Schüssen der Weißen. Old Shatterhand entkam. Er kletterte von Felsblock zu Felsblock, nicht auf die Kugeln achtend, die links und rechts von ihm einschlugen. Er erreichte die obere Kante der Schlucht - unten ritten Santer und seine Leute weiter. Schüsse fielen! Old Shatterhand sah keine Rettung mehr für Intschu-tschuna, Winnetou und Nscho- tschi. Die drei Apatschen mußten der Übermacht erliegen! Da zerschlug Old Shatterhand mit seiner gewaltigen Kraft die Sicherung der Felsmassen! Eine Lawine von Steinen brandete ins Tal und begrub alles Leben unter sich! Als sich die Staubwolke verzogen hatte, herrschte Stille, die Stille des Todes: Aber plötzlich fielen wieder Schüsse. Nicht alle waren tot. Einer war entkommen - der gefährlichste von allen! Frederic Santer. Blitzschnell handelte Old Shatterhand. Rutschend und strauchelnd - aber sich immer wieder fangend - sprang er von Block zu Block. Er erreichte den Boden der Schlucht und stürmte hinein. Er kam zu spät. Von den Kugeln des Verbrechers getroffen, lagen Intschu-tschuna und Nscho-tschi am Boden! Winnetou hatte hinter einem Felsen Deckung gefunden und war damit beschäftigt, die leergeschossene Büchse neu zu laden. Fassungslos verharrte Old Shatterhand. Dann kniete er nieder. In seinen Armen starb das Mädchen. Sein letztes Wort war ein Gruß an ihn: «Es war - eine große - Freude», hauchte sie. Erschüttert beugte sich der Mann herunter und küßte die Stirn der Toten. Winnetou und Old Shatterhand standen sich gegenüber. Stumm umarmten sie sich einen Augenblick. Dann gingen sie. Old Shatterhand trug Nscho-tschi in seinen Armen, Winnetou den Vater.
Hoch über ihnen floh Santer über einen Bergrücken. Einer der überlebenden Apatschen-Krieger sah ihn und schoß. Santer wurde getroffen, fiel zur Seite und rutschte ab. Im letzten Augenblick konnte er sich an einer überhängenden Felskante festhalten. Unter ihm gähnte drohend der Abgrund. Dorthin eilten nun die Apatschen. Genau unter Santer stießen sie ihre Lanzen mit den Spitzen nach oben in den Boden. Santers Kräfte ließen nach. Er war nicht mehr imstande, sich über die Felskante emporzuziehen. Entsetzt starrte er in die Tiefe auf die drohend ragenden Lanzen. Dann verloren seine Hände den Halt. Mit einem gräßlichen Schrei stürzte er ab, und die Lanzenspitzen spießten ihn auf. Klekih-petra, Intschu- tschuna und Nscho-tschi waren gerächt.

Winnetou und Old Shatterhand verabschieden sich von ihren FreundenDie beiden Freunde reiten neuen Abenteuern entgegen


ORIGINAL

ALLE BILDER AUS DEM CINEMASCOPE-FARBFILM NACH DEM GLEICHNAMIGEN ROMAN VON KARL MAY "WINNETOU I" COPYRIGHT ©1963
PRODUKTION: RIALTO-FILM PREBEN PHILIPSEN/ JADRAN-FILM
VERLEIH: CONSTANTIN-FILM


FILM-PLAKATE-POSTER

Winnetou 1. Teil (EA Constantin 1163)Winnetou 1. Teil (WA Constantin 0371)

Plakat DIN A1 "Winnetou 1. Teil" (EA Constantin 1163) und (WA Constantin 0371)


REFERENZ


Erscheinungsjahr 1963  (EA 11.12.1963)
Regie Dr. Harald Reinl
Drehbuch Harald G. Petersson
Musik Martin Böttcher
Kamera Ernst W. Kalinke
Film Cinemascope (2.35:1), 35 mm, Eastman Color
Original-Film (KINO) 2775 m = 101 min. 26 sec.
TV/VIDEO/DVD * 97 min. 22 sec.
FSK: Ab 12 Jahren, später ab 6 Jahren (gekürzte Fassung)
Bemerkungen Bambi (1965)
Goldene Leinwand (1964)
kassenstärkster Film der Spielzeit 1963/64 in deutschen Kinos
Prädikat "Wertvoll"
* Die Differenz zur Kinofilm Laufzeit erklärt sich durch die um ein Bild pro Sekunde höhere Video Bildfrequenz.
(KINO 24 Bilder/Sek.) (TV 25 Bilder/Sek.) (PAL-SYSTEM)